Gedenktag 4. November

Karl Borromäus: Arm aus Überzeugung

Veröffentlicht am 04.11.2019 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Karl Borromäus war ein schlichter und großer Diener Gottes. Er hatte den Mut, Missstände offen anzuprangern. Weil er den Geistlichen das prunkvolle Leben untersagte, trachtete man ihm nach dem Leben.

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Der Kirchenfürst und Patron der Seelsorger wird in aller Welt verehrt. Zahllose Kirchen, Altäre und Einrichtungen sind ihm geweiht. Der bekannte katholische "Borromäusverein" , der sich die Verbreitung religiöser Literatur zur Aufgabe gemacht hat, trägt seinen Namen. Vor 481 Jahren, am 2. Oktober 1538, wurde er in Arcona am Südwestufer des Lago Maggiore geboren.

Sakramente mit Geld bezahlen

Wer war dieser große Heilige, dessen unversehrter, mumienartiger Leib in der Krypta des Mailänder Doms seine Grabstätte erhalten hat und dessen Herz im Hochaltar der römischen Kirche San Carlo al Corso verehrt wird? Zunächst sah es so aus, als würde Karl Borromäus ein Bischof und Kardinal werden, der sich durch nichts von anderen in seiner Zeit unterschied. Damals lebten viele Bischöfe und kirchliche Führer wie weltliche Fürsten: Sie hatten einen großen Hof um sich versammelt und machten Politik. Sie waren die höchsten Richter und durften Zölle und Steuern erheben. Gern gingen sie auf die Jagd und feierten prunkvolle Feste.

Ein Mann sitzt gebeugt über einen Schreibtisch mit einem Buch, daneben Brot und eine Karaffe mit einem Getränk.
Bild: ©KNA

Der heilige Karl Borromäus über ein Buch gebeugt, auf dem Tisch eine Karaffe mit Wasser und ein Laib Brot: Der Mailänder Kardinal führte ein streng asketisches Leben.

Manche der Bischöfe und kirchlichen Führer betrachteten ihr kirchliches Amt wie ein Geschäft, aus dem sie möglichst viel Gewinn ziehen wollten. Damals mussten die Gläubigen für die Sakramente Geld bezahlen. Um leichter in den Himmel zu kommen, stifteten sie der Kirche einen Teil ihres Vermögens. Deshalb konnte man etwa als Bischof aus einer Pfarrei, einem Kloster oder einem Bistum viel Geld erhalten. Diese Pfründe waren sehr begehrt und konnten vererbt, verkauft, verschenkt, durch Bestechung ergaunert oder gesammelt werden.

Adelige Herkunft

Der Familie des Karl Borromäus gehörten viele solcher Pfründe. Er stammte aus einer sehr reichen und vornehmen Adelsfamilie, sein Vater tat Dienst bei einem Herzog und wurde schließlich selber Graf. Die Mutter stammte aus dem vornehmen Hause Medici und war die Schwester des späteren Papstes Pius IV. Karls Bruder Friedrich wurde Heerführer. Außerdem gehörten zu seiner Verwandtschaft die größten und wichtigsten Adelsfamilien des Landes.

Karl wurde schon bald nach seiner Geburt für eine kirchliche Laufbahn bestimmt. Mit sieben Jahren erhielt er die Tonsur, um ihm die Einkünfte aus der Abtei S. Gratiniano von Arona zu sichern. Als Zwölfjähriger wurde er zum Abt des Klosters - allerdings ohne Amtsverpflichtung - ernannt, was ihm jährlich eine hohe Geldsumme einbrachte. Doch Karl verzichtete auf die Pfründenbezüge zugunsten der Armen. 1552, mit 14 Jahren, ging der Grafensohn zur Universität von Pavia, um dort Jura zu studieren. 1559 schloss er das Studium mit der Doktorwürde ab.

Kurz darauf bestieg Karls Onkel, Kardinal Giovanni Angelo Medici, als Pius IV. den Papststuhl. Sofort holte er seinen begabten Neffen zu sich nach Rom und ernannte ihn zu seinem Geheimsekretär, danach zum Kardinal-Diakon. Ohne Priester zu sein, leitete Karl die gesamte auswärtige Staats- und Kirchenpolitik. Außerdem war er maßgebend an der Durchführung und am Abschluss des Konzils von Trient 1562/63 beteiligt. Sein Leben am päpstlichen Hof blieb untadelig und makellos.

Alles Geld für die Armen

Der plötzliche Tod seines Bruders Friedrich, den er über alles liebte, veränderte Karls Leben. Nun entschloss sich der 24-Jährige, in den Priesterstand zu treten. Im Sommer 1563 empfing er die Weihe. Wenige Monate später verlieh ihm der Papst die Bischofswürde und ernannte ihn zum Erzbischof und Kardinal von Mailand. Von nun an führte Karl ein streng asketisches Leben, entsagte allen irdischen Eitelkeiten, fastete viel und schlief auf dem Erdboden. Sein gesamtes Geld gab er den Armen.

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Den heiligen Philipp Neri machte er zu seinem vertrauten Freund und Ratgeber. Als Karl Borromäus als Erzbischof nach Mailand ging, traf er hier trostlose Zustände an. Das Bistum Mailand lag völlig im Argen. Unermüdlich bemühte sich der junge Kardinal um den Wiederaufbau des Bistums.

Seine Macht benutzte Karl Borromäus dazu, um den Handel mit Ämtern in der Kirche abzuschaffen. Alles, was auf dem Reformkonzil von Trient beschlossen wurde, versuchte er in die Tat umzusetzen. Zu Fuß oder auf einem holprigen Pferdekarren unternahm er zahllose Visitationsreisen durch sein Bistum, zu dem auch Teile der Schweiz gehörten. Überall ordnete Karl das kirchliche Leben neu: Er setzte unwürdige Priester ab, gab dem Klerus eine einheitliche Kleiderordnung und ließ über Taufen, Firmungen und Ehen Register anlegen. Er berief Synoden ein und errichtete auf eigene Kosten viele Priesterseminare. Karl gründete Wohnheime für arme Studenten und gefallene Mädchen und baute Krankenhäuser und Heime für notleidende Menschen.

Der Kampf gegen die Pest

Als im Sommer 1576 in Mailand die Pest ausbrach und die Stadt heimsuchte, kümmerte sich Karl Borromäus persönlich um die Kranken und Sterbenden. Er besorgte auf allen nur möglichen Wegen Medikamente, Kleider und Lebensmittel. Er ließ öffentliche Lazarette und Notunterkünfte einrichten und sorgte dafür, dass die Kranken ärztlich und seelsorgerisch betreut wurden. Diese aufreibende Tätigkeit sowie die eigene strenge Askese zehrten an den Kräften des Erzbischofs. Bis zum Skelett abgemagert starb er am 3. November 1584 in Mailand im Alter von nur 46 Jahren.

Als er die Augen für immer geschlossen hatte, zog eine endlos lange Menschenschlange an seiner Bahre vorbei. Karls Werk lebt weiter: An ihm lässt sich ablesen, was Gott aus einem Menschen machen kann, der etwas aus sich machen lässt.

Von Reinhard Abeln (KNA)

Porträt erschien erstmals im November 2013.