Kardinal Marx und das gemeinsame Abendmahl
HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.
Entdeckung am Rande des Kirchentags: In Dortmund gibt es Rolltreppen in U-Bahnhöfen, die einspurig sind und doch in beide Richtungen zu nutzen sind (in Berlin wären sie eher defekt). Einmal gab es tatsächlich auch eine Ampelregelung. Ansonsten muss man halt schneller als der Gegenläufer sein, um die Richtung zu bestimmen. Oder - auch das sah ich mal bei zwei Frauen am Samstag - beherzten Schrittes gegen die Laufrichtung anrennen.
An diese Rolltreppen muss ich denken, wenn ich Zitate von Kardinal Marx aus seiner Bibelarbeit beim Kirchentag lese. "Glaubst Du wirklich, Jesus steht an der Tür bei den Evangelischen, und dann setzen die sich zum Abendmahl zusammen und dann sagt Jesus: Nee, mit euch setz ich mich nicht hin. Das können wir uns doch nicht vorstellen, oder?" Er habe, so Marx weiter, die Hoffnung, dass bis zum Ökumenischen Kirchentag 2021 in Frankfurt "doch noch ein paar Signale gesetzt werden können". Ohnehin sei man in der gelebten Praxis an vielen Orten schon weiter, wenn es um die gegenseitige Einladung zu Eucharistie oder Abendmahl gehe. Es sprach der Kardinal.
Na, das wird ja was werden bis zum Ökumenischen Kirchentag. Und ich ahne schon, was passiert, wenn am Main irgendein katholischer Priester zur Eucharistie einlädt, wenn KatholikInnen in großer Zahl zum Abendmahl gehen oder dazu von evangelischen Geistlichen unter Verweis auf eine Bibelarbeit beim Kirchentag 2019 ermuntert werden. Jedenfalls wird die Kluft auch bei dieser Frage, die das Wesen der Kirche berührt, eher tiefer als flacher. Und ich sehe noch nicht den Kardinal im gelassenen Sprung.
Altarstufen sind keine Rolltreppen. Da passiert nichts automatisch. Man muss hinauf wollen und selbst hinaufsteigen (und wenn man viele Jahrzehnte unten stehen bleibt und den anderen sagt, man wolle ja gerne, könne aber nicht... verläuft sich - siehe Marx‘ Wort zur gelebten Praxis an vielen Orten - die Menge. Der eine lässt es gleich ganz, die andere schreitet schon mal selbst hinauf).
In Frankfurt werden die Lima-Papiere zur Ökumene bald 40 Jahre alt sein. Ich habe das Gefühl, Kirche, ja, katholische Kirche war da schon mal weiter. Schön, dass der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz nun signalisiert: Geht doch. Man wird ihn daran erinnern.