Der "Schwung" von vor vier Jahrzehnten

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Papst Franziskus hat beim Kongress des Päpstlichen Kulturrates eine moderne Sakralmusik gefordert, die "vollständig in die künstlerischen und musikalischen Ausdrucksformen der Moderne eingebettet sein" müsse, mit dem Ziel, "die Herzen unserer Zeitgenossen zum Klingen zu bringen". Gleichzeitig warnte er vor unbesonnener Banalisierung der Liturgie.
Eine Definition von "Ausdrucksformen moderner Kirchenmusik" gab der Papst allerdings nicht. Den meisten Kirchenbesuchern fällt dazu wohl an erster Stelle das "Neue Geistliche Lied" ein, dessen "Schwung" zuweilen eher die älteren Semester zu begeistern vermag. So wird manche Gemeinde beispielsweise oft mit dem "Lied, das die Welt umkreist" bedacht, einem vierzig Jahre alten kirchlichen Gassenhauer, dem nur mit wohlwollender Interpretation irgendein Bezug zum Glauben zu entlocken ist. Auch "Gras und Ufer" bringen noch manche Herzen zum Klingen, während andere darin die Gefahr jener Banalisierung spüren, die der Papst beklagt. Viel seltener betrifft dieses Unbehagen das moderne Liedgut aus Taizé, das es meist fertigbringt, Altes und Modernes so zu verbinden, dass etwas Neues entsteht, das tatsächlich ins Herz zu treffen vermag mit seiner meditativen Mixtur lateinischer, ostkirchlicher und evangelischer Traditionen im modernen Gewand.
Anspruchsvollere Gemeinden kommen zuweilen in den Genuss moderner Kirchenmusik wie der von Olivier Messiaen. Von "Mittelmäßigkeit, Oberflächlichkeit und Banalität" kann hier keine Rede sein. Kennern ist sie ein Kunstgenuss, musikalischen Laien klingt sie oft fremd, aber spannend und aufrüttelnd. Ich habe aber auch schon Gläubige beobachtet, die sich – gerade beim Versuch der Versenkung nach der Kommunion – verzweifelt die Ohren zuhielten.
Es ist eine anspruchsvolle Aufgabe, die der Papst den Kirchenmusikern stellt. Aber nicht nur ihnen. Wie sein Vorgänger, Papst Benedikt es ausdrückte: "Wo wirklich Begegnung mit dem in Christus auf uns zugehenden, lebendigen Gott geschieht, wächst auch immer wieder Antwort, deren Schönheit aus der Wahrheit selbst kommt." Glaube und Kirchenmusik sind letztlich aufeinander angewiesen.