Oberkirchenrat: "Wir haben nichts gegen Sex und Kondome"

Landeskirche erklärt Verbot von Luther-Kondomen

Veröffentlicht am 21.03.2017 um 18:17 Uhr – Lesedauer: 
Evangelische Kirche

Düsseldorf ‐ Mit Luthersprüchen auf Kondomschachteln wollte eine evangelische Jugendkirche für die Reformation begeistern. Doch die Kirchenleitung verbot die Aktion. Nun legt die Landeskirche ihre Gründe dar.

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Nach dem Stopp einer Kondom-Verteilaktion mit provokanten Luther-Sprüchen hat die Evangelische Kirche im Rheinland klar gestellt: "Wir haben weder etwas gegen Sex noch gegen Kondome." Das sagte der für Erziehung und Bildung zuständige Oberkirchenrat Klaus Eberl in einer Videobotschaft.

Vergangene Woche hatte die Leitung der zweitgrößten evangelischen Landeskirche eine Werbeaktion junger Protestanten zum 500. Reformationsjubiläum unterbunden. Die evangelische Jugendkirche Düsseldorf wollte Kondome verteilen, auf deren Verpackung Martin Luther zugeschriebene Sprüchen wie "Hier stehe ich, ich kann nicht anders" oder "Für Huren und Heilige" aufgedruckt waren.

Kritik von evangelischen Jugendvertretern

Die Aktion sei gestoppt worden, weil solche Sprüche auf Kondomen "nicht witzig seien", sagte Eberl. Viele Mädchen und Frauen verbänden mit solchen Worten "die bittere Erfahrung von sexueller Gewalt durch Männer". Die Kondome seien wieder eingesammelt worden und würden - ohne Verpackung - an die Aidshilfe der rheinischen Kirche weitergegeben.

Jugenddelegierte der evangelischen Kirche kritisierten das Aus für die Kondom-Aktion. Die Kampagne habe versucht, das "biedere Image der Kirche aufzubrechen, um so auf unkonventionelle Weise mit jungen Menschen in Kontakt zu kommen", schrieben sie in einem Antwortbrief an Eberl. Anstatt die gesamte Kampagne einzustellen, hätte man "als problematisch empfundene Exemplare" zurückziehen können. (dpa)