Lösegeld für Borghorster Stiftskreuz gezahlt
Bei der Wiederbeschaffung des Borghorster Stiftskreuzes sind nach Angaben des Bistumsanwalts 100.000 Euro Lösegeld geflossen. Das habe Jürgen Römer, Vertreter des Bistums Münster, zur Überraschung der Strafkammer am Dienstag im Zeugenstand ausgesagt, teilte ein Sprecher des Landgerichts Münster am Mittwoch mit. Noch bei der Präsentation des wiedererlangten Kreuzes Mitte Februar hatte Römer das Gegenteil behauptet.
Am Landgericht läuft seit Anfang des Monats der Prozess gegen einen mutmaßlichen Komplizen von drei bereits zu Haftstrafen verurteilten Dieben. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 42-jährigen Angeklagten aus Bremen vor, der Auftraggeber des Diebstahls gewesen zu sein. Dieser bestreitet das und gibt an, lediglich durch gute Kontakte bei der Wiederbeschaffung des Kreuzes mitgewirkt zu haben.
Bistum Münster wusste von nichts
Bislang war man davon ausgegangen, dass die Diözese durch einen Hinweis des Angeklagten sowie "detektivische Feinarbeit" wieder in den Besitz des 2013 verschwundenen, fast 1.000 Jahre alten Kreuzes gelangt war. Doch nun berichtete Anwalt Römer, das Geld, das von einer Versicherung stammte, in einer Tasche an den Verteidiger des Angeklagten übergeben zu haben. Im Gegenzug habe er das Kreuz erhalten. Den weiteren Weg des Lösegeldes kennt der Bistumsanwalt laut seiner Aussage nicht. Dem WDR-Fernsehen sagte er: "Wir sind von der Versicherung angewiesen worden, zunächst dazu keine Angaben zu machen beziehungsweise zu sagen, dass keine Gelder geflossen sind." So habe man Nachahmer und Trittbrettfahrer fernhalten wollen. Es habe nicht der Eindruck entstehen sollen, dass Kriminelle Diebesgut aus Kirchen "nachher auch noch an die Kirche zurückverkaufen können".
Eine Sprecherin des Bistums gab gegenüber katholisch.de an, dass die Diözese selbst das Geld weder bezahlt, noch von einer Lösegeldübergabe gewusst habe. Sie verwies stattdessen auf die zuständige Versicherung: die Provinzial Rheinland. Deren Sprecher Christoph Hartmann bestätigte, dass Geld aus einer Diebstahlversicherung gezahlt worden sei. "Nach dem Diebstahl des Borghorster Stiftskreuzes war zu befürchten, dass dieses Kreuz ins Ausland gebracht wird und unwiederbringlich verloren ist", so Hartmann auf Anfrage von katholisch.de. Vor diesem Hintergrund sei eine "Auslobung für die Wiederbeschaffung des Kreuzes" herausgegeben worden.
"Als sich Hinweise verdichtet haben, dass das Kreuz zurückgeführt werden könnte, wurde eine Übergabe unter Beteiligung eines Rechtsanwaltes und einer Kunstsachverständigen organisiert", bestätigt Hartmann die Worte des Anwalts. Die Bedingungen waren einerseits, dass der Täter unerkannt bleibt und andererseits die Echtheit des Kreuzes vor Ort bestätigt wird. "Nachdem dies sichergestellt war, wurde Geld über den Rechtsanwalt an einen uns Unbekannten gezahlt", so Hartmann. Die Höhe des gezahlten Betrags und die Antwort auf die Frage, wer von der Übergabe wusste, wollte der Sprecher aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht verraten. (bod/dpa)