Studie: Privatschulen wählen Kinder reicher Eltern aus

Jesuiten verurteilen Misstrauen gegen freie Schulen

Veröffentlicht am 17.07.2017 um 12:05 Uhr – Lesedauer: 
Bildung

Berlin ‐ Eine aktuelle Studie kritisiert, dass arme Kinder wegen fehlender Zugangsregulierung keine freien Schulen besuchen können. Der Jesuitenorden sieht dagegen nicht die fehlende Kontrolle als Problem.

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Nach der Privatschulstudie des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB) haben Pädagogen des Jesuitenordens "pauschales Misstrauen gegen freie Träger" zurückgewiesen. Stattdessen sei mehr Kooperation zwischen Staat und freien Trägern erforderlich, schreiben Klaus Mertes, Tobias Zimmermann und Johann Spermann in einem Gastbeitrag für den Berliner "Tagesspiegel" (Montag).

"Es braucht mehr und nicht weniger Vielfalt, um mehr soziale Durchlässigkeit zu schaffen", fordern sie. Angesichts wachsender Schülerzahlen sei nicht mehr Regulierung, sondern mehr Unterstützung zivilen Engagements und mehr Partizipation erforderlich. Mertes leitet das Internat Sankt Blasien im Schwarzwald, Zimmermann das Berliner Canisius-Kolleg und Spermann das Zentrum für ignatianische Pädagogik.

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In einer Fachzeitschrift war die Schule bereits Ende 2016 erschienen. Sie wirft Privatschulen vor, sich sozial abzuschotten und Kinder reicher Eltern auszuwählen. Die Jesuiten wehren sich gegen die Vorwürfe und weisen auf Mängel im staatlichen Schulwesen hin. (Artikel vom November 2016)

Die am vergangenen Donnerstag veröffentlichte WZB-Studie kritisiert am Beispiel von Berlin und Hessen, dass der Zugang zu Privatschulen zu wenig reguliert und kontrolliert werde. Deshalb könnten viele Kinder aus einkommensschwachen Familien keine Privatschule besuchen. So hielten in Berlin fast nur Schulen mit religiös-weltanschaulicher Ausrichtung die staatlichen Vorgaben für das Schulgeld ein.

Wenn der Staat die Privatschulen zu wenig fördere, "bleibt den Trägern gar nichts übrig, als die Beiträge für die Eltern zu erhöhen", betonen die Jesuiten. So spare in Berlin der Staat bei Schülern 30 Prozent der Kosten, wenn sie eine Schule in freier Trägerschaft besuchten. Die Autoren wenden sich auch gegen Forderungen an die Privatschulen, die Sozialstruktur der Schülerschaft zu veröffentlichen. "Unter dem Vorwand staatlicher Lenkungsinteressen" würde dies ganze Schulen, "ob staatlich oder in freier Trägerschaft", stigmatisieren. Die Jesuiten kritisierten "moralisch aufgeladene Bildungsdebatten, die ganze Milieus als 'bildungsfern' stigmatisieren". (KNA)

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