Klimaschutz ist Kirchensache

Veröffentlicht am 25.11.2012 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Erzbistum Freiburg

Freiburg ‐ Die "Bewahrung der Schöpfung" ist ein offizielles Ziel der christlichen Kirchen. Viele kirchliche Organisationen, Institutionen, Bistümer und Gemeinden haben sich den Umweltschutz zur Aufgabe gemacht. Das Erzbistum Freiburg geht seit einigen Jahren einen besonders engagierten Weg und hat im Jahr 2009 sogar eine eigene Fachstelle "Energie & Umwelt" eingerichtet.

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Im katholisch.de-Interview berichtet Fachstellenleiter Benedikt Schalk von den Aufgaben und Herausforderungen des Umwelt- und Klimaschutzes in seiner Diözese und den Chancen der ökumenischen Zusammenarbeit.

Frage: Herr Schalk, Sie leiten die Fachstelle "Energie __amp__ Umwelt" in der Erzdiözese Freiburg. Was ist Ihr Auftrag?

Schalk: Unsere Arbeit richtet sich an den Leitlinien zum Klima- und Umweltschutz der Erzdiözese Freiburg aus. Diese zeigen auf, wo Kirche im Umweltbereich selbst tätig sein kann und benennt Handlungsfelder wie Bildung, Bau und Energie, Verkehr oder Finanzen. Unser aktueller Schwerpunkt ist die Umsetzung des Klimaschutzkonzepts. Bis zum Jahr 2014 wollen wir im Bistum beim Betrieb unserer Gebäude über 38 Prozent CO2 einsparen.

Frage: Ein ambitioniertes Ziel. Was tun Sie, um das zu erreichen?

Schalk: Wir beraten die Verantwortlichen unserer rund 1.180 Kirchengemeinden in Energiefragen. Mit einem Energie-Check erfassen wir, an welchen Stellen zu viel Energie verbraucht wird und klären, wo Mängel schnell und einfach, ohne große Kosten beseitigt werden können. Beim Check gibt es auch erste Hinweise, wo sinnvoll investiert werden kann. Wir schulen die Energie-Beauftragten vor Ort und organisieren Fördermittel für Bauvorhaben. Wenn eine Gemeinde einen größeren Bau oder Umbau plant vermitteln wir im Vorfeld ein Energie-Gutachten. Unsere Fachstelle hat ein Netzwerk aufgebaut, zu dem bereits 60 Gutachter gehören und wir sichern regelmäßig die Qualitätsstandards dieser Gutachten.

Frage: Werden Energie-Gutachten von vielen Gemeinden durchgeführt?

Schalk: Sie kommen eigentlich gar nicht daran vorbei, denn sie müssen alle Bauvorhaben ab 15.000 Euro vom Bistum genehmigen lassen. Wenn zum Beispiel ein Pfarrhaus saniert werden soll, gibt es die Genehmigung in der Regel nur dann, wenn vorher ein Energie-Gutachten gemacht wird. Die Diözese fördert die Gutachten aber auch zu 50 Prozent. Setzt die Gemeinde beim Bau Engergiespar-Maßnahmen um, die aus dem Gutachten hervorgehen, erhält sie zudem einen höheren Bauzuschuss.

Zur Person

Benedikt Schalk (Dipl. Ing) ist Umweltreferent und Leiter der Fachstelle "Energie __amp__ Umwelt" in der Erzdiözese Freiburg. Der gelernte Schreiner und Diplom Landwirt begann seine Laufbahn 1992 als Bildungsreferent bei der Katholischen Landvolk- bewegung (KLB) der Erzdiözese Freiburg. Von 2001 bis 2006 arbeitete er zusätzlich als Umwelt- beauftragter des Erzbistums. Von 2006 bis 2007 war Schalk Projektleiter der Energieoffensive im erzbischöflichen Ordinariat. Seit 2007 leitet er die Fachstelle und ist stellvertretender Sprecher der Umweltbeauftragten der deutschen Diözesen.

Frage: Ist die Umstellung auf erneuerbare Energien teuer?

Schalk: Wir setzten nicht ohne Rücksicht auf Verluste auf regenerative Energien, es sollte natürlich finanzierbar bleiben. Eine Qualität unserer Gutachten liegt darin, dass hier zum ersten Mal eine Vollkostenrechnung gemacht wird. Es kann sein, dass eine umweltfreundliche Pelletheizung, in der gepresste Holzspäne verfeuert werden, in der Anschaffung doppelt soviel kostet wie eine Ölheizung. Kalkuliert man aber ein, dass die die Preise für einzelne Energieträger unterschiedlich sind, dann ist der Betrieb der Pelletanlage vielleicht nicht mehr doppelt so teuer, sondern kostet nur noch zehn Prozent mehr oder sogar gleich viel.

Frage: Umweltengagement ist im Erzbistum Freiburg eine ökumenische Frage. Wie läuft die Zusammenarbeit mit den evangelischen Kollegen?

Schalk: Die Zusammenarbeit mit der Evangelischen Landeskirche in Baden läuft sehr, sehr gut. Wir haben zusammen den Energie-Check entwickelt und bieten ihn auch gemeinsam an. Das gleiche gilt für die Standards der Energie-Gutachten und das Gutachter-Netzwerk. Schließlich unterscheiden sich die Heizungsanlagen nicht konfessionell. Auch die Schulungen der Energie-Beauftragten finden mit einem evangelischen und einem katholischen Kollegen statt. Es ist ein gutes Geben und Nehmen.

Frage: Seit 2001 sind Sie als Umweltbeauftragter, beziehungsweise als Umweltreferent tätig. Was motiviert Sie persönlich, sich zu engagieren?

Schalk: Das Thema ist für mich schon immer wichtig gewesen. Ich versuche, so schonend wie möglich mit der Umwelt umzugehen. Wir haben kein Privatauto, sondern machen Car-Sharing und unser Haus ist ökologisch gebaut. Trotzdem bin ich manchmal frustriert, weil ich nicht vollständig schöpfungsfreundlich lebe. Wenn ich eine Beziehung zu Gott habe, dann muss es mir ein Bedürfnis sein, meinem Nächsten freundlich zu begegnen. Das gilt für Menschen, aber natürlich auch für die Schöpfung.

Das Interview führte Janina Mogendorf