Theologe über Verbindung von kirchlichem und weltlichen Feiertag

Christi Himmelfahrt: Wie wäre eine Bollerwagentour zur Kirche?

Veröffentlicht am 30.05.2019 um 10:00 Uhr – Lesedauer: 

Bochum ‐ Heute ist Vatertag, die traditionelle Bollerwagentour der Väter steht an. Urlaub müssen sie sich dafür aber nicht nehmen, denn es ist auch Feiertag: Christi Himmelfahrt. Der Bochumer Neutestamentler Thomas Söding erklärt, was beide Anlässe verbindet.

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Christi Himmelfahrt und Vatertag haben außer dem Datum durchaus auch inhaltlich etwas gemeinsam, meint Theologieprofessor Thomas Söding. Er berichtet von prominenten Väterfiguren in der Bibel und zeigt Verständnis für das Feierbedürfnis der heutigen Väter.

Frage: Professor Söding, gibt es eine theologische Erklärung dafür, warum an Christi Himmelfahrt Vatertag ist?

Thomas Söding: Man kann sagen, dass Christi Himmelfahrt in einem ganz eminenten Sinne Vatertag ist, weil es mit der Gottessohnschaft Jesu zu tun hat. Und mit Gott als Vater. Denn das, was die Bibel erzählt, ist, dass Jesus nicht nur vom Vater gesandt worden ist, sondern dass auch der Weg zurück zum Vater führt.

Bild: ©KNA/Harald Oppitz

Der katholische Theologe Thomas Söding ist Professor für Neutestamentliche Exegese an der Ruhr-Universität Bochum.

Frage: Gott ist der, der in der Bibel von allen Vater genannt wird...

Söding: Ja, auch, weil "Vater" eine alte, archaische Anrede ist, die von Respekt zeugt. Wir finden sie sehr häufig in den Psalmen. Gott ist ja nicht in dem Sinne Vater, dass er biologischer Erzeuger von bestimmten Menschen ist. Wir können aber übrigens in der Bibel zahlreiche interessante und durchaus unterschiedliche Vaterfiguren entdecken.

Frage: Zum Beispiel?

Söding: Nehmen wir Josef. Er ist im Neuen Testament eine extrem wichtige Person, schließlich bekommt er im Traum die Aufgabe, sich um die schwangere Maria und damit um Jesus zu kümmern. Er ist eine starke Figur.

Frage: Inwiefern?

Söding: Josef ist jemand, der sich anständig verhalten hat, das braucht man nicht zu verachten. Ein Mann, der im Hintergrund wichtig ist und andere in den Vordergrund schicken kann - das ist eine wichtige Tugend, die Männern gut ansteht.

Frage: Welche Eigenschaften finden wir außerdem bei den biblischen Vätern?

Söding: Schauen wir uns Hiob an. Sein Glaube wird hart auf die Probe gestellt, denn Gott nimmt ihm seinen vollständigen Besitz. Es passiert ihm das Schlimmste, was geschehen kann: Seine zehn Kinder sterben. Die Bibel gibt ihm Seite um Seite Raum, um seinen Schmerz regelrecht herauszubrüllen und Gott zur Verantwortung zu ziehen. Wir sehen also, dass nicht nur Mütter, sondern auch Väter schreien und klagen.

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Frage: Und wie sieht der Alltag von Vätern in der Bibel aus?

Söding: Der war natürlich patriarchalisch geprägt. Aber Väter haben es nicht immer leicht, auch in der Bibel nicht. Man kann Freude an den Kindern haben, man kann darüber traurig sein, dass sie einen völlig anderen Weg gehen, als man selbst für richtig hält, man kann an ihnen verzweifeln. Männer in der Bibel leiden auch darunter, wenn sie lange kinderlos bleiben.

Frage: Väter durchleben also genau wie die Mütter Leid und Freude. Ist es von daher nur fair, wenn sie auch ihren Tag haben, an dem sie gefeiert werden oder sich selbst feiern?

Söding: Warum nicht? Mein Traum wäre natürlich, wenn die Bollerwagentour an Himmelfahrt nicht an den Kirchen vorbeiführt, sondern auch in eine Kirche hinein, natürlich vor dem Alkoholgenuss. Dann kann man den geistlichen und den weltlichen Teil gut miteinander verbinden.

Von Sabine Just (KNA)