Kardinal Marx fordert Reform der Kurie

"Transparenz und Aufsicht"

Veröffentlicht am 11.09.2013 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Bild: © KNA
Kirche

Hamburg ‐ Der Münchner Kardinal Reinhard Marx hat sich für eine grundsätzliche Reform der römischen Kurie ausgesprochen. "Eine Institution, die nicht mehr dient, sondern sich lediglich selber stark und fett macht, schadet am Ende allen", sagte der katholische Erzbischof von München und Freising der Wochenzeitung "Die Zeit". "Wir brauchen mehr Transparenz, Aufsicht und Verantwortlichkeit."

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Marx ist der einzige Deutsche, der von Papst Franziskus in eine achtköpfige Kommission aus Kardinälen zur Kurienreform berufen wurde. Die Kommission trifft sich zu ihrer Auftaktsitzung mit dem Papst in der ersten Oktoberwoche in Rom und reist anschließend mit ihm nach Assisi.

Neuer Schwung durch den Papst

"Viele Probleme haben ihren Ausgangspunkt im ungenügenden Miteinander von Papst, Kurie und Ortsbischöfen", sagte der Kardinal. "Wir brauchen eine starke Zentrale, und deshalb - so habe ich in Rom gesagt - müssen wir das Ansehen des Heiligen Stuhles verbessern." Es dürfe nicht sein, dass "unsere Gläubigen mit dem Vatikan in erster Linie Negatives verbinden. Wir müssen wieder stolz sein können auf unsere römische Zentrale!"

Kritisch sieht Marx die so genannte Vatikanbank IOR . "Ob der Vatikan überhaupt eine solche Bank benötigt, ist umstritten", so der Kardinal. "Mich empört jedenfalls, dass eine Einrichtung über Jahrzehnte derart den Ruf der Kirche in der Öffentlichkeit und bei den Gläubigen geschädigt hat."

Durch Papst Franziskus sieht Marx neuen Schwung für die Kirche. Es sei eine neue Atmosphäre entstanden; neue Möglichkeiten öffneten sich. "Das ist überhaupt keine Kritik am Vorgänger. Die Wirkung von Benedikts Pontifikat wird langfristig und nachhaltig sein."

Pro Aufklärung und Offenheit im Limburger Konflikt

Im aktuellen Konflikt um den Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst widersprach der Erzbischof Einschätzungen, nur die Medien hätten den Bischof in Bedrängnis gebracht. Zwar habe es immer wieder Medienberichte gegeben, "in denen ein gewisses Interesse aufschien, der Kirche zu schaden". Dennoch liefen "Medienkampagnen ins Leere, wenn da nichts ist", sagte Marx. Deshalb seien Aufklärung und Offenheit wichtig.

Der Besuch von Kurienkardinal Giovanni Lajolo lasse ihn hoffen, dass man in guter Weise aufeinander zugehe. Mit Blick auf die Ermittlungen gegen den Limburger Bischof wegen einer möglichen eidesstattlichen Falschaussage mahnte der Münchner Kardinal: "Im Übrigen gelten auch für Bischöfe wie für alle Gläubigen die Gebote von Transparenz und Wahrhaftigkeit." Zuvor hatte bereits der Mainzer Kardinal Karl Lehmann angemerkt, dass der Konflikt in Limburg bistumsintern nicht zu lösen sei.

Positiv äußerte sich Kardinal Marx zur Rolle der Laien in der katholischen Kirche. "Wichtig ist, deutlich zu machen: Wir sind nicht Herren der Gläubigen", sagte der 59-Jährige. Im Rückblick auf den vor zehn Jahren von ihm selbst gemaßregelten Theologen Gotthold Hasenhüttel sagte der Kardinal: "Ich stehe zu meiner Position von damals. Aber ich werde im Alter suchender. Es kann schon sein, dass ich heute einmal mehr sagen würde: Komm, lass uns noch einmal sprechen, vielleicht finden wir ja irgendwie zusammen." (meu/KNA)