Die Frage der Kirchensteuer offensiv angehen
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Es ist höchste Zeit für beide Großkirchen, sich dem Thema der Kirchensteuer zu widmen und angstfrei darüber zu sprechen. Natürlich hängt daran sehr vieles, denn letztlich geht es um die gesamten künftigen Staat-Kirche-Beziehungen in Deutschland. Aber wer jetzt nicht das Gespräch sucht, gerät irgendwann so unter Druck, dass er nicht mehr Handelnder, sondern nur noch Getriebener ist.
Die Kirchensteuern sind der Beitrag der Kirchenmitglieder, im besten Fall der Gläubigen, für ihre Kirche. Für oder auch gegen diese Abgabe (die ja keine staatliche Steuer ist, denn der Staat übernimmt nur die Erhebung dieser Abgabe und lässt sich das bezahlen) gibt es gute Argumente. Aber die Kirche will ja kein Verein sein, sondern versteht sich als "Feldlazarett". Und in einem solchen Lazarett wird man eben nicht nach der Versicherungskarte gefragt.
An der Stabilität der kirchlichen Einnahmen und der finanziellen Planungssicherheit hängt viel. Das ist verständlich, aber vor allem hängt diese Stabilität selbst daran, dass die Kirche in Deutschland so selbstbewusst wie positiv und demütig auftritt. Dadurch muss sie gewinnend wirken. Es mag sein, dass sie sich dabei fast neu erfinden muss – aber dann ist das halt so. In anderen Ländern lebt sie auch ohne Kirchensteuer.
Die Kirchen sollten sich dieses Themas jetzt annehmen und es offensiv angehen. Es muss gar nicht eine Kommission von Bischöfen und wenigen auserwählten männlichen Beratern aus dem Apparat sein, die entscheidet. Wenn Papst Franziskus in den vatikanischen Wirtschaftsrat auch sechs Frauen, bewährte Expertinnen, berufen konnte, sollte sich die Deutsche Bischofskonferenz daran ein Beispiel nehmen. Denn die Weihe befähigt zu manchem, aber nicht unbedingt zu Management oder Finanzwesen.