"Schöne Bescherung" solle den Gläubigen und Mitarbeitern erspart bleiben

Bischof Meier: Kirche muss jetzt schon mit Plänen für Ostern beginnen

Veröffentlicht am 17.12.2020 um 11:49 Uhr – Lesedauer: 

Köln/Augsburg ‐ Die Kirche dürfe an Ostern nicht erneut von einer "schönen Bescherung" wie einer Ausgangssperre überrascht werden, betont der Augsburger Bischof Bertram Meier. Deshalb müsse man sich rechtzeitig an die Planungen machen. Das beuge Enttäuschungen vor.

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Der Augsburger Bischof Bertram Meier fordert angesichts der Einschränkungen bei öffentlichen Weihnachtsgottesdiensten, bereits jetzt mit der Suche nach Lösungen für das kommende Osterfest zu beginnen. Staat und Kirche hätten mit Blick auf die Gottesdienste zu Ostern rechtzeitig "in die Offensive zu gehen und realistische Pläne zu machen", sagte Meier am Mittwoch dem Kölner "Domradio". Es gehe ihm darum, dass der Kirche "diese Weihnachtsüberraschung, diese schöne Bescherung der letzten Tage" in der Karwoche und an Ostern erspart bleibe. In Bayern gilt seit Mittwoch eine nächtliche Ausgangssperre von 21 bis 5 Uhr. Damit können die Kirchen an Heiligabend ihre Christmetten, die meist um 22 Uhr oder später beginnen, nicht zur gewohnten Uhrzeit feiern. Ein Brief der sieben bayerischen Bistümer an die Staatsregierung mit der Bitte, für Besucher von Christmetten eine Ausnahme zu machen, hatte von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) eine negative Antwort erhalten.

Meier wies darauf hin, dass die Karwoche bereits Ende März beginnt. "Und wenn wir da wieder die Laien aktivieren wollen, kreativ zu sein mit verschiedenen Formen der Gottesdienste, auch um Kinder etwa einzubinden und uns passiert es wieder, dann können wir auch Laien entmutigen", so der Bischof. Wenn man jetzt schon sagen könne, dass auch die Kar- und Ostertage im kleineren Rahmen gefeiert werden müssten, "dann bitte ich nur darum, dass wir das gesagt bekommen, damit wir nicht falsche Hoffnungen wecken".

Bereits am Dienstag hatte Meier kritisiert, dass die bayerischen Bistümer von der Entscheidung der Staatsregierung, bei der Ausgangssperre keine Ausnahme für Christmettenbesucher zu machen, förmlich überrumpelt worden seien: "Eine stabile Brücke zwischen Staat und Kirche, die durch Krisen trägt, stelle ich mir anders vor." Gleichwohl bat der Bischof die Seelsorger und Gläubigen seines Bistums, "trotz des Schmerzes" die Gottesdienste an Heiligabend so zu feiern, dass die Menschen vor 21 Uhr wieder daheim sein könnten.

Rechtzeitiger Dialog wäre wünschenswert gewesen

Gegenüber dem "Domradio" unterstrich der Augsburger Bischof, dass es ihm bei seiner Stellungnahme nicht darum gegangen sei, staatliche Verordnungen zu unterlaufen. "Ich bin mir bewusst, dass die Lage bitterernst ist. Aber mir geht es eher darum, dass wir besser miteinander in den Dialog treten", sagte Meier. Seit Monaten hätten Haupt- und Ehrenamtliche alles dafür getan, dass Weihnachtsgottesdienste auch zu späterer Stunde unter Einhaltung strenger Hygienemaßnahmen angeboten werden können. "Hätten wir vor zwei, drei Wochen klar gesagt bekommen: Liebe Herren Bischöfe, es geht so nicht, seid realistisch, wären wir sofort eingestiegen", betonte Meier. Die Bischöfe hätten sich eine rechtzeitige Beratung mit der bayerischen Staatsregierung und nicht die Kommunikation über eine Pressekonferenz gewünscht.

Trotz der Pandemie und der damit einhergehenden Einschränkungen rät der Augsburger Oberhirte den Gläubigen, "trotzig" Weihnachten zu feiern und "nicht mit verbissener Miene". Es gelte, den "Kern des Festes" zu feiern: "Gott wird Mensch, damit wir Menschen auch wieder menschlicher werden". Diesen Vorsatz fasse er für sich persönlich mit Blick auf die Zeit nach Corona, so Meier. (mal)