Nach Kritik von Polens Bischöfen: ZdK betont Notwendigkeit von Reformen
Knapp eine Woche nach dem Brief der polnischen Bischöfe zum Synodalen Weg der katholischen Kirche in Deutschland hat das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) die in dem Schreiben geäußerte Kritik an dem Reformprozess indirekt zurückgewiesen und die Notwendigkeit von Veränderungen in der Kirche betont. Das ZdK wisse, dass Bischof Georg Bätzing als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz und Adressat des Briefes im Austausch mit den polnischen Bischöfen die Haltung der deutschen katholischen Kirche auf dem Synodalen Weg so deutlich mache, "dass unsere Reformanliegen als dringend zu bearbeiten auch in unseren Nachbarländern erkannt werden können", sagte ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp am Montag auf Anfrage von katholisch.de in Berlin. Das ZdK ist neben der Bischofskonferenz einer der beiden Träger des Reformprozesses.
Stetter-Karp wies darüber hinaus darauf hin, dass es in Polen seit geraumer Zeit einen Zusammenschluss reformwilliger Katholikinnen und Katholiken gebe, die mit dem Synodalen Weg in Deutschland im kommunikativen Austausch seien. "Darüber freuen wir uns sehr, lernen wir doch wechselseitig voneinander", betonte die ZdK-Präsidentin, die neben Bischof Bätzing, dem Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode und dem ZdK-Vizepräsidenten Thomas Söding auch Mitglied des Synodalpräsidiums des Reformprozesses ist.
Polnische Bischöfe: "Tiefe Besorgnis" über Synodalen Weg
In dem am vergangenen Dienstag bekannt gewordenen Brief hatte der Vorsitzende der Polnischen Bischofskonferenz, Erzbischof Stanislaw Gadecki, seine "tiefe Besorgnis" über die Ergebnisse und Beratungen beim Synodalen Weg ausgedrückt und zentralen Beschlüssen des Reformprozesses widersprochen. "Getreu der Lehre der Kirche" dürfe man nicht dem "Druck der Welt oder den Modellen der vorherrschenden Kultur" nachgeben. "Vermeiden wir die Wiederholung abgedroschener Slogans und Standardforderungen wie die Abschaffung des Zölibats, das Priestertum der Frauen, die Kommunion für wiederverheiratete Geschiedene oder die Segnung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften", so Gadecki. Dabei betonte er unter anderem die Aussagen des Katechismus zu Homosexualität und führt die Lehre von Papst Johannes Paul II. und aktuelle Aussagen von Papst Franziskus an.
Der Essener Generalvikar Klaus Pfeffer hatte den Brief auf seiner Facebook-Seite scharf kritisiert. Unter anderem erklärte er, dass der Duktus des Briefs von einem "platten und hochklerikalen Antimodernismus" geprägt sei, der den Katholiken in Deutschland einen "Minderwertigkeitskomplex" andichte und ihnen unterstelle, sich von der Grundlage des Evangeliums zu entfernen. Wissenschaftliche Erkenntnisse würden in dem Brief diskreditiert, "während die eigene lehramtliche Position nach wie vor als unabänderliche ‚Wahrheit‘ dargestellt wird", so der Generalvikar.
Belastet der Brief das deutsch-polnische Verhältnis?
Der Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt hatte den Brief gegenüber katholisch.de dagegen verteidigt. "Wir haben im Zusammenhang des Synodalen Weges in Deutschland immer betont, dass wir Teil der Weltkirche sind und sein wollen. Der Brief aus Polen ist eine Stimme aus der Weltkirche. Die sollten wir zunächst hören", so Ipolt, dessen Bistum traditionell enge Verbindungen nach Polen unterhält und der auch Mitglied der Unterkommission für Mittel- und Osteuropa der Bischofskonferenz ist. Erzbischof Gadecki spreche in dem Brief von verschiedenen Versuchungen, denen die Kirche insgesamt erliegen könne. "Wer wollte leugnen, dass es diese Versuchungen gibt?", fragte der Görlitzer Bischof. Er wisse aus seiner unmittelbaren Nachbarschaft, dass die Kirche in Polen derzeit ähnlichen Herausforderungen gegenüberstehe wie die Kirche in Deutschland. Vielleicht könne der Brief der polnischen Bischöfe den Synodalen Weg deshalb auf Fragen aufmerksam machen, die dieser noch ausblende.
Zugleich äußerte Ipolt die Hoffnung, dass das Schreiben die Beziehungen zwischen der deutschen und der polnischen Kirche nicht belasten werde. "Dass wir ganz sicher in mancher Hinsicht verschiedene Zugänge zum Glauben und zur Kirche haben, das darf unseren guten Beziehungen keinen Abbruch tun. Immerhin gehören wir zu einer Kirche", so Ipolt. (stz)