ZdK-Vizepräsident mahnt Mut bei Reformen an

Söding: Kirche der freiwilligen Entscheidung statt Monarchie

Veröffentlicht am 01.07.2022 um 15:49 Uhr – Lesedauer: 

Fulda ‐ Die Kirche habe sich selbst durch ihren Klerikalismus in eine schlimme Krise manövriert, sagt ZdK-Vize Thomas Söding. Doch er sieht einen Ausweg: Dazu müsse sie Strukturen finden, die das freiwillige Engagement stützen, von der die Gemeinschaft lebt.

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Der Vizepräsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Söding, sieht die Kirche angesichts von Krisen in einem Umbruch hin zu einer "Kirche der freiwilligen Entscheidung". Auf einer Tagung der Katholischen Akademie Fulda und der Friedrich-Naumann-Stiftung sagte der Theologieprofessor, dass sich die Kirche durch den vorherrschenden Klerikalismus in eine Lage manövriert habe, für die das Wort "Krise" noch zu schwach sei. "Wir müssen Kirche neu denken. Wir bleiben katholisch. Wir sind Weltkirche. Wir haben Bischöfe. Aber wir sind keine Monarchie", so Söding weiter. Die Kirche lebe vom Engagement der Gläubigen, die dafür auf Strukturen angewiesen seien, "auf die sie sich verlassen können". Katholiken stünden heute an einer Wegscheide, an der sich neue Möglichkeiten eröffnen. Dazu brauche es aber mehr Mut zur Zukunft.

Bei der Tagung betonte die Generalsekretärin des Deutschen Evangelischen Kirchentags, Kristin Jahn, dass die Zeiten vorbei seien, in denen Menschen aus "Sitte und Tradition" in der Kirche waren. Das sei aber nicht negativ zu bewerten: "Heute erleben wir einen Erlösungsprozess durch Austritte hin zu einer Kirche der Freiwilligkeit und des mündigen Bekennens", ergänzte die Protestantin. Jahn und Söding betonten, dass die Zukunft der Kirche ökumenisch sei. Dazu brauche es ökumenische Kirchentage. "Wir brauchen aber auch ökumenisch offene Katholikentage und ökumenisch offene evangelische Kirchentage", betonte der Katholik. An diesem Anspruch müssten sich die kommenden Großveranstaltungen, der Evangelische Kirchentag 2023 in Nürnberg und der Katholikentag 2024 in Erfurt, messen lassen.

Der Bochumer Professor für Neues Testament Söding ist seit vergangenem November Vizepräsident des ZdK. Im Dezember wurde er außerdem zum Vizepräsidenten des Synodalen Wegs gewählt und bildet mit den Präsidenten, dem DBK-Vorsitzenden Bischof Georg Bätzing und der ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp, und dem Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode das Präsidium des Reformprojekts, das als Konsequenz aus der MHG-Missbrauchsstudie Wege zur Bekämpfung der systemischen Ursachen des Missbrauchs finden soll. (fxn)