Synodalität ist nichts Abstraktes

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In jedem Fall war es ein Zurückrudern. Fast schien es so, als seien die Kardinäle Mario Grech und Jean-Claude Hollerich, als Verantwortliche für die Weltsynode, zu ihrem Brief an alle Bischöfe weltweit Ende Januar gezwungen worden. Kurz vor Beginn der jetzt in rascher Folge stattfindenden Kontinentalversammlungen auf dem Weg zum Treffen im Vatikan im Oktober war es ein Schreiben voller Mahnungen, dass Bischöfe mit Blick auf einzelne Themen keinen Druck ausüben dürften. Und es gab das Eingeständnis, dass man mit dem Vorbereitungsdokument nach der ersten Phase unter anderem auf der Ebene der Diözesen, möglicherweise zu viele einzelne Aspekte benannt habe. Die "Grenzen des Themas" seien "nicht so klar gezogen worden". Dabei gehe es Papst Franziskus doch nur um das Thema Synodalität, gewissermaßen als Methode.
Synodalität ist aber nichts Abstraktes. Wie wollte man nur über die Art und Weise der Meinungsbildung diskutieren, wenn nicht immer auch die drängenden Probleme mit ins Spiel kommen? Es war von vornherein absehbar, dass damit auch viele Reformanliegen innerhalb der katholischen Kirche rasch an die Oberfläche der Diskussionen kommen werden.
Das mag, wie das Europäische Treffen in Prag in der vergangenen Woche gezeigt hat, mit unterschiedlicher Vehemenz geschehen. Manches wurde nur vage formuliert, unterschiedliche Positionierungen wurden offenkundig und es gibt markante Differenzen bei der Einschätzung des Reformbedarfs.
Aber es ist doch auch deutlich geworden, dass das Projekt des Synodalen Wegs der katholischen Kirche in Deutschland nicht einfach ein Solitär ist. Der Synodale Weg mag gerade aufgrund der Situation nach der Veröffentlichung der MHG-Studie schon wegen der Themen einen besonderen Zuschnitt haben. Aber auch in anderen Ortskirchen ist, wie deutlich geworden, das Bewusstsein für sexuellen Missbrauch gestiegen, einschließlich der daraus erwachsenden Herausforderungen für die Kirche als Gemeinschaft – und als Institution.
Welche Form von Synodalität angesichts dessen am besten geeignet ist, auch darüber gibt es noch keinen Konsens. Aber dass es am Ende auch um die Inhalte geht, damit Synodalität nicht einfach nur ein farbloser Begriff bleibt, ist eindrücklich bestätigt worden.
Der Autor
Dr. Stefan Orth ist Chefredakteur der Herder Korrespondenz.
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Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.