Standpunkt

Die Kultur des Miteinanders unter den Bischöfen gibt zu denken

Veröffentlicht am 20.02.2023 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Dresden ‐ Vor der Frühjahrsvollversammlung der deutschen Bischöfe in Dresden blickt Thomas Arnold auf die Diskussionskultur des Episkopats: Die Kultur des Miteinanders gebe zu denken, meint er. Das stelle die Frage nach dem gegenseitigen Vertrauen.

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In nur einer Woche ist es soweit. Dann versammeln sich die Bischöfe Deutschlands rund um die Dresdner Hofkirche zu ihrer Frühjahrsvollversammlung. Seit ihrem letzten Zusammentreffen ist viel passiert: die langfristigen Konsequenzen aus der Ablehnung des Grundlagenpapiers für ein Leben in gelingenden Beziehungen, der Ad-limina-Besuch und die Auseinandersetzung über den Synodalen Weg via Korrespondenzen zwischen Deutschland und dem Vatikan. Während die Laien sich in der grundsätzlichen Stoßrichtung weitgehend geschlossen zeigten, stritt der Episkopat in den vergangenen Monaten auf offener Bühne. Dabei gibt die Kultur des Miteinanders zu denken. Denn das Ringen um verschiedene Positionen wären nicht so dramatisch, wenn es doch mit fairen Mitteln und offenem Visier laufen würde. Stattdessen werden Fragen gen Rom in Briefen formuliert, bei denen bis heute allen die Antworten, nicht aber der Duktus der Ausgangsfragen bekannt ist. Wie viel Vertrauen besteht zwischen den Bischöfen, wenn man den Briefentwurf im eigenen Domkapitel und in der Hauptabteilungskonferenz diskutiert, nicht aber den bischöflichen Kollegen zum Gespräch vor einer Entscheidung aus Rom anbietet? 

Am Beginn des Synodalen Weges, bei der ersten Synodalversammlung, formulierte der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck, dass die Welt nicht nur wegen der Ergebnisse auf die Kirche schaue, sondern auch, mit welcher Debattenkultur man sich begegne. Drei Jahre später lässt sich konstatieren, dass es den Vertreter*innen gelungen ist, mit Grundtexten und Umsetzungsbeschlüssen die Spannungen bis hin zu den Rissen offenzulegen, die die Kirche in einer multireligiösen und pluralen Gesellschaft des 21. Jahrhunderts prägen. Mit welcher Kultur man sie aushält oder gar zusammenführt – diese Antwort bleiben alle Beteiligten der Welt schuldig.  

Die Kirchengeschichte zeigt: Die Einheit der Kirche zerbrach nicht zuerst am verschiedenen Argument. Die Einheit zerschellte, weil Entscheidungsträger keine persönliche Ebene mehr fanden, über die eigene Sichtweise und die Perspektive des anderen ohne Vorbehalte ins Gespräch zu kommen. Es bleibt zu bezweifeln, ob die kommende Vollversammlung dies unter den Bischöfen schafft. Eine Chance wäre es. 

Von Thomas Arnold

Der Autor

Thomas Arnold ist Leiter der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der Autorin bzw. des Autors wider.