Bischof Hanke: Teils "frustrierende" Sitzungen beim Synodalen Weg
Nach dem Ende des Synodalen Wegs laufen weitere Reaktionen von Bischöfen und kirchlichen Gruppen ein. Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke sieht die Veranstaltung kritisch. Er nehme "viele Fragen aus Frankfurt mit, die mich nachdenklich und auch ratlos sein lassen", schreibt er in einem auf der Webseite des Bistums Eichstätt veröffentlichten Beitrag. Hanke nennt zum Beispiel die "übergroße Euphorie" nach dem Beschluss zur Einführung eines Diakonats der Frau. Die habe den Eindruck gemacht, als ob die Synodalversammlung diese Änderungen tatsächlich in der Kirche einführen könne. Auch die römischen Einwände zum Synodalen Ausschuss seien nicht hinreichend berücksichtigt worden. "Das wirkt so, als spiele Rom keine Rolle. Mir ist nach wie vor nicht bekannt, welches konkrete Partizipationsmodell, welche Kompetenzen denn mit diesem Weg verbunden sein sollen." Atmosphärisch seien die Sitzungen teils "frustrierend" gewesen. "Abweichler von der Mehrheitsmeinung wurden wieder einmal verbal geohrfeigt", so der Bischof. Allerdings habe er gute Einzelgespräche mit Vertretern anderer theologischer Meinungen geführt.

Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke.
Auch der Augsburger Bischof Bertram Meier erklärte, bei der Umsetzung der Beschlüsse werde es keine "Schnellschüsse" geben. Sie müssten sich dem internationalen Diskurs stellen – mit der Weltkirche und mit Rom. Um in eine synodale Kirche hineinzuwachsen, brauche es "Zeit und Geduld". Dennoch sei er erleichtert. "Trotz aller Spannungen und Kontroversen, die in der Luft lagen, sind wir beisammengeblieben", sagte Meier. Alle Texte seien nach ausführlichen Aussprachen im Plenum und Debatten am Rand mit meist überwältigender Mehrheit verabschiedet worden.
Ackermann: Gibt keinen deutschen Sonderweg
Positiv wertet der Trierer Bischof Stephan Ackermann den Prozess. Zwar habe es Höhen und Tiefen gegeben, aber "dank der Kompromissbereitschaft vieler konnten wir eine hohe Zahl an Dokumenten mit großer Mehrheit verabschieden". Von Frankfurt gehe ein Signal für die Weltsynode aus. "Die Impulse lassen sich gut einbringen in die bevorstehenden Beratungen. Es gibt keinen ‚deutschen Sonderweg‘: Wir gehören zur Gemeinschaft der Weltkirche", so Ackermann.
Ebenso kündigte der Bischof von Speyer, Karl-Heinz Wiesemann, an, "vieles" möglichst schnell umsetzen oder weiter prüfen zu wollen. Es gelte, "die Texte des Synodalen Weges mit Leben zu füllen". Zugleich sei während des Prozesses nicht nur an Texten gearbeitet worden. "Wir haben miteinander eingeübt, was es bedeutet, synodal Kirche zu sein", so der Bischof. Für einen entsprechenden Kulturwandel werde er sich auch weiter einsetzen.
Für das Erzbistum Paderborn lobten Übergangsverwalter Michael Bredeck und die Weihbischöfe Matthias König, Dominicus Meier und Josef Holtkotte das Projekt. Auch wenn dieses Format nach mehr als drei Jahren ende, "geht der Weg weiter und wird in anderer Weise fortgeführt". Jetzt komme es darauf an, die vorliegenden Ergebnisse ernst zu nehmen und die gemachten Erfolge nicht klein zu reden. Auch die Paderborner Vertretung der katholischen Laien lobte Fortschritte. Einige inhaltliche Kompromisse hätten aber auch weh getan, so etwa, dass zwar der Diakonat der Frau gefordert werde, es aber keine Position zur Priesterinnenweihe gebe. Die Einführung von Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare und geschiedene Wiederverheiratete werde sich indes konkret auswirken.

Der Würzburger Hochschulpfarrer, Theologe und Autor Burkhard Hose.
Die Initiative "#OutInChurch" und das katholische LSBT+ Komitee begrüßten die Verabschiedung der beiden Handlungstexte zur Segnung homosexueller Paare und zur geschlechtlichen Vielfalt. Dennoch seien sie "enttäuscht, dass kurzfristig einzelne Passagen vor allem zu Segnungen verwässert und abgeschwächt wurden". Auch werde die weiter bestehende Verurteilung gleichgeschlechtlicher Liebe als schwere Sünde im Katechismus nicht angesprochen. Hochschulpfarrer Burkhard Hose erklärte für den Vorstand von "#OutInChurch": "Weniger Diskriminierung ist noch kein Grund zum Feiern, zumal die jetzt beschlossenen Handlungstexte nicht das Grundproblem, nämlich die diskriminierende Lehre mit ihrer systematischen Abwertung queerer Menschen angehen."
Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa erwartet nun Signale aus Rom. Die vielen Reformvorschläge und Erwartungen, die die Synodalversammlung an den Vatikan gerichtet habe, müssten auf dem synodalen Weg, zu dem Papst Franziskus eingeladen habe, bearbeitet werden: "Ich selbst wünsche mir dringlich eine Öffnung der Weiheämter für Frauen. Mit diesem Schritt könnten Missverständnisse ausgeräumt werden, in der Nachfolge Christi seien Männer zu Höherem berufen als Frauen."

Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa.
Der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) sieht nun die Bischöfe am Zug. Sie müssten die Beschlüsse des Synodalen Wegs konsequent in ihre Bistümer tragen. "Als Frauenfachverband erwarten wir insbesondere, dass eine Erneuerung der Sexualethik und gleiche Rechte für Frauen in der Kirche entschieden umgesetzt werden", sagte Hildegard Eckert, die Vorsitzende des SkF-Rats. Insgesamt seien die Ergebnisse des Synodalen Wegs allerdings noch kein wirklicher Wendepunkt. "Aber es ist gelungen, offene Debatten zu führen, Argumente zu stärken und klare Positionen zu erarbeiten."
Auch für die "Katholische Arbeitnehmer-Bewegung" (KAB) sind die Ergebnisse des Synodalen Wegs "eher bescheiden". Die Beschlüsse reichten nicht für den erhofften Befreiungsschlag aus der gegenwärtigen "gesellschaftlichen Plausibilitätskrise unserer Kirche", so Bundespräses Stefan Eirich. Das Ende der kirchlichen Diskriminierung gleichgeschlechtlicher Paare sowie die "Andeutung einer Möglichkeit der Gleichstellung von Frauen beim Zugang zu Weiheämtern", gehörten aber den positiven Ergebnissen.
Synodalversammlung beschließt konkrete Reformen
Der Synodale Weg als Reformprojekt der Kirche in Deutschland hatte sich am vergangenen Wochenende zu seiner fünften und letzten Synodalversammlung getroffen. Dabei hatten die Delegierten konkrete Reformen beschlossen. So soll es Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare geben und mehr Respekt in der Kirche für Transpersonen und für Menschen, die sich nicht als Mann oder Frau sehen. Ferner wurde beschlossen, die Normen zum Umgang mit Tätern des sexuellen Missbrauchs und zur Prävention solcher Straftaten weiter zu verschärfen. Die Synodalversammlung sprach sich zudem dafür aus, den Papst zu bitten, den Pflichtzölibat für Priester neu zu prüfen. Ein Synodaler Ausschuss soll den Reformprozess auch in Zukunft weiterführen. (gho/KNA)
13.3., 13:15 Uhr: Ergänzt um SkF und KAB. 14:55 Uhr: Ergänzt um Caritas.