Standpunkt

Komm, heil'ger Geist, zu Regierungsklausur und DBK-Vollversammlung!

Veröffentlicht am 30.08.2023 um 00:01 Uhr – Von Thomas Arnold – Lesedauer: 

Dresden ‐ Bundesregierung und DBK treffen sich zu Beratungen. Sie eint der Dauerstreit über den richtigen Weg in die Zukunft. Dabei gilt für beide: Gegenseitiges Blockieren zerstört Vertrauen. Thomas Arnold hofft daher auf himmlischen Beistand.

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Architektonische Schmuckstücke haben beide ebenso wie ausreichend Platz, um über mehrere Tage die drängenden Probleme zu klären. Schloss Meseberg und Wiesbaden trennen zwar über 600 Kilometer, lassen aber in diesen Tagen einige Gemeinsamkeiten ernennen. Denn während sich die Bundesregierung in ihr Barockschloss zurückzieht, trifft sich die Bischofskonferenz in wenigen Wochen in der Kurstadt. Was dem einen die schlechten Umfragewerte, sind dem anderen die Austrittszahlen. Und während die einen für das Heizungsgesetz monatelang lavieren, kommen die anderen nicht aus dem Sumpf eigener Missbrauchsaufarbeitung.

Was beide eint? Der Dauerstreit über den richtigen Weg. Allen treibt die Lage des internen Miteinanders Sorgenfalten auf die Stirn. Dabei ist die Richtlinienkompetenz des Kanzlers deutlich weitreichender als die Verfügungsmacht des DBK-Vorsitzenden.

Doch für die Regierung als auch die Kirchenleitung gilt: Gegenseitiges Blockieren zerstört weiter Vertrauen. Ständiger Streit stärkt nicht das Vertrauen in die Einheit, sondern fördert die polarisierenden Ränder. Ob bis heute Abend der "Geist von Meseberg" gelingt, wissen wir in den kommenden Tagen. Zum Wohl der Kirche wäre aber ein neuer (Heiliger) "Geist von Wiesbaden" zu wünschen. Er wäre nicht gekennzeichnet vom billigen Überlächeln der Konflikte, sondern vom ernsthaften und sichtbaren Ringen, beieinander zu bleiben. Ganz ohne Stichelei oder öffentliche Schelte. Auch römische Antworten auf deutsche Briefe wären dafür wenig vertrauensbildend.

Der "Geist von Wiesbaden" wird zum Erfolg, wenn die Gläubigen spüren, dass die Entscheider wirklich verstanden haben: Die Zäsur unserer Zeit ist so schwerwiegend, weil der Vertrauensverlust in die Kirche stärker als der Glaubensverlust ist. Der Puffer für weitere Fehltritte ist aufgebraucht. Jetzt braucht es gegenseitiges Vertrauen und mutige Entscheidungen. Und eine Sehnsucht von Einheit inmitten der Zerstrittenheit.

Von Thomas Arnold

Der Autor

Thomas Arnold ist Leiter der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen und Mitglied in der Grundwerte-Kommission zur Erstellung des CDU-Grundsatzprogramms.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der Autorin bzw. des Autors wider.