Eine heilige Familie
Am Samstag wird eine Kardinalsversammlung, ein sogenanntes Konsistorium, im Vatikan die beiden offiziell als künftige Heilige benennen und voraussichtlich den Termin für ihre Heiligsprechung festlegen. Bereits seit Monaten ist er jedoch in Rom ein offenes Geheimnis: Das französische Ehepaar soll im Rahmen der Bischofssynode über Familie und Ehe im Oktober heiliggesprochen werden.
Damit entsteht auch die erste heilige Familie der Neuzeit. Denn die Martins sind die Eltern der heiligen Therese von Lisieux (1873-1897). Bereits während der Bischofssynode 2014 waren Reliquien des Ehepaares im Petersdom und in der Basilika Santa Maria Maggiore ausgestellt.
Es ist nicht so, dass es bislang überhaupt keine heiligen Ehepaare und Familien gäbe. Bekannt sind etwa die Eltern der Gottesmutter Maria, der heilige Joachim und die heilige Anna. Doch beide wurden bereits vor der Einführung eines zentralen römischen Heiligsprechungsverfahrens 1588 als Heilige verehrt. Gleiches gilt für die meisten anderen heiligen Ehepaare. Die wenigen Ehepaare, die nach 1588 in einem ordentlichen Verfahren heiliggesprochen wurden, gehören zu größeren Märtyrergruppen, die während der Christenverfolgungen in Japan und Korea getötet wurden.
Louis und Zelie Martin können daher nach Aussage des Kölner Geistlichen und Heiligen-Experten Helmut Moll als das erste Ehepaar gelten, das in dieser Eigenschaft heiliggesprochen wird. Die Zelies wurden 2008 als zweites Ehepaar überhaupt seliggesprochen und erreichten damit eine Vorstufe zur Heiligsprechung. Bereits sieben Jahre zuvor waren die italienischen Eheleute Luigi (1880-1951) und Maria (1884-1965) Beltrame Quattrocchi seliggesprochen worden.
Das Heiligsprechungsverfahren der Martins wurde jedoch von einem Verdacht begleitet: Sie würden nur heiliggesprochen, weil sie die Eltern einer Heiligen seien, einer prominenten zumal. Bereits im Rahmen der Seligsprechungsfeier wurde diese Mutmaßung ausdrücklich zurückgewiesen. Aus der 19-jährigen Ehe gingen neun Kinder hervor. Alle fünf Töchter, die das Erwachsenenalter erreichten, wurden Ordensfrauen.
Ehe und Heiligkeit: Da gibt es einmal die frühchristlichen Märtyrerinnen, die nicht selten gerade deshalb Heilige wurden, weil sie sich standhaft weigerten, den Ehebund mit einem Heiden einzugehen. Die heilige Agnes von Rom zum Beispiel. Dann gibt es solche Heilige, deren Ehemänner durch ihren frühen Tod den Weg für ein Ordensleben freimachten. Und es gab wohl das namenlose Gros derer, die einfach nur treue, fürsorgliche und fehlbare Gatten ohne Heiligenschein waren.
Rubrik "Unsere Vorbilder"
Beim Blick auf die unzähligen Heiligengestalten der Kirche gibt es spannende Biografien und Geschichten zu entdecken. Katholisch.de stellt die bekanntesten vor.Heilige sind die Stars der katholischen Kirche. Erstmals wird nun bald offiziell auch ein Ehepaar weltweit zur Verehrung empfohlen. Das gilt als deutliches Signal. Wer bislang fragte, wo denn eigentlich die "Stars" der Kirche seien, die sie jenen Stars der Welt entgegensetze, die sexuelle Freizügigkeit und Selbstverwirklichung predigten, brachte sein Gegenüber schnell in Erklärungsnot.
Das hatte bereits Papst Johannes Paul II. (1978-2005) erkannt. Benedikt XVI. musste in seiner Botschaft an den Weltfamilientag in Mexiko-Stadt 2009 bis ins sechste Jahrhundert zurückgehen, als er den heutigen Familien Vorbilder nennen wollte: auf den römischen Senator Gordiano und seine Frau Silvia, die Eltern von Papst Gregor dem Großen.
Und wie wird man nun als Ehepaar heilig? Es klingt nicht wirklich schwer: jeden Tag zu "Opfer und Hingabe" bereit sein, wie Franziskus twitterte.