Renovierung der Bibliothek von Maria Laach nach zwei Jahren abgeschlossen

So was Schönes!

Veröffentlicht am 19.07.2015 um 00:01 Uhr – Von Michael Merten (KNA) – Lesedauer: 
So was Schönes!
Bild: © KNA
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Maria Laach ‐ Die Renovierung der historischen Bibliothek in der Abtei Maria Laach ist nach zwei Jahren abgeschlossen. Aus einem vollgestopften, dunklen Raum ist ein lichter, einladender Saal geworden. Die ersten Besucher der Bibliothek sind begeistert.

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Mechthild Langenbahn kennt die begeisterten Reaktionen der Besucher. Erst am Donnerstag hat die Bibliothekarin des Hauses einem jungen Austauschschüler aus Polen mit seiner deutschen Gastfamilie den Saal gezeigt. "Der ging raus und sagte: 'So was Schönes habe ich in meinem Leben noch nicht gesehen'", verrät die 56-Jährige. Auch an den Umberto-Eco-Roman "Der Name der Rose" fühlten sich viele erinnert.

Ein jahrelanges Großprojekt

Die gebürtige Saarländerin Langenbahn arbeitet seit fünfeinhalb Jahren als Bibliothekarin in der Abtei in Rheinland-Pfalz. Hätte sie geahnt, was auf sie zukommen würde, hätte sie sich den Job wohl nicht zugetraut, sagt sie. Am Freitag endete ein jahrelanges Großprojekt: Die 150 Jahre alte Jesuitenbibliothek ist nach zwei Jahren Renovierungszeit wieder eröffnet worden.

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Das Benediktinerkloster liegt in der geologisch jüngsten Landschaft Deutschlands, der Vulkaneifel. Kunsthandwerk und Kräuterwissen werden hier ebenso gepflegt wie die Literatur.

Die Sanierung ist der Abschluss eines Großprojektes, das im Sommer 2012 mit dem Bau eines neuen Magazins im früheren Kuhstall der Abtei begann. Dorthin wurden im Juli 2013 alle rund 260.000 Bücher gebracht. Dann begann die Renovierung des historischen Raums, bei der es galt, den ursprünglichen, aber ertüchtigten Zustand aus dem 19. Jahrhundert wiederherzustellen. Architekt Hans-Josef Scheer berichtet, dass prägende Elemente wie die gusseiserne Treppe oder die hölzernen Galerien möglichst originalgetreu restauriert worden seien.

Störende Elemente wurden entfernt, etwa die vielen Metall-Regale im Innenraum, die den Saal überladen hatten. Nach der Renovierung kehrten nur noch rund 60.000 Bücher, vornehmlich aus der Zeit vor 1800, in die Bibliothek zurück. Der Rest bleibt dauerhaft im neuen Magazin; besonders wertvolle Werke werden in einem gesicherten und klimatisierten Raum aufbewahrt. Die Kosten für den Bau des Magazins und die Renovierung der Bibliothek belaufen sich auf rund 2,9 Millionen Euro.

Schon im Mittelalter gab es in der 1093 gegründeten Abtei eine Schreibstube, in der Handschriften hergestellt wurden. Mit der Aufhebung des Klosters 1802 wurde die alte Bibliothek vollständig zerstreut. 1862 erwarb der Jesuitenorden das Gebäude und richtete die noch heute bestehende Bibliothek ein. Nach ihrer Rückkehr 1892 übernahmen die Benediktiner den Raum, behielten den Namen bei und ergänzten den Bestand mit eigenen Bänden. Die Bibliothek hat heute einen Schwerpunkt auf allen theologischen Disziplinen, vor allem der Liturgie.

Kloster Maria Laach in der Eifel ist eine der bekanntesten Abteien Deutschlands.
Bild: ©smarti/Fotolia.com

Nach dem Namen eines deutschen Klosters gefragt, würde den meisten Menschen wohl zuerst Maria Laach einfallen. Die Abtei in der Eifel zählt wegen ihrer wunderschönen Lage am Laacher See zu den populärsten Klöstern in Deutschland.

Bis zum Tag vor dem Festakt hat Mechthild Langenbahn Bücher einsortiert; noch immer ist nicht alles an seinem künftigen Standort. "Bislang haben die Bestände teils im Keller geschmort, unter katastrophalen Verhältnissen", sagt die Bibliothekarin. Ihr Fazit: "Vorher war es eine vollgestopfte, dunkle Bibliothek. Jetzt ist es ein Raum, der sowohl kunsthistorisch als auch bibliothekspragmatisch ein hohes Niveau hat."

Kuriositäten aus der Klosterbibliothek

Derzeit genießt sie es, an den Regalen entlang zu gehen, einfach mal zu stöbern. "Dann findet man auch Kuriositäten, die man gar nicht so in einer Klosterbibliothek vermutet", sagt Langenbahn - und zieht ein altes Büchlein hervor. "Der kleine Taschenspieler und Magister" heißt der Ratgeber aus dem Jahr 1812, den damals ein Mönch benutzt haben soll. Laut Untertitel enthält das Buch eine "deutliche Anweisung, verschiedene Taschenspielerkünste und magische Täuschungen mit wenigen Kosten zu machen".

Von Michael Merten (KNA)