Sonderfall statt echter Teilhabe – Vatikan muss in Frauenfrage handeln

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Mit der aktuellen Sorge um den Gesundheitsstand des Papstes ist es still geworden um die Weltsynode und die im Hintergrund dieser mitschwingende sogenannte "Frauenfrage". Zwei besondere Beispiele zeigen, dass Frauen weiterhin nach ihrem Platz in der Kirche suchen – aber reicht das?
Im Bistum Aachen wurde erstmals an einer Frau die kirchliche Tradition der sogenannten "Witwenweihe" vollzogen. Die in ihrer Gemeinde stark engagierte Frau setzte sich jahrelang für diesen Segen ein. Das Bistum Aachen begründet die Entscheidung so: "Sie will ihrem heutigen Leben noch einmal eine tiefe innere Ausrichtung auf Gott geben."
In Österreich soll unterdessen eine Pastoraltheologin das Amt einer Bischöflichen Vikarin übernehmen. Während im Kirchenrecht dieses Amt einem Priester vorbehalten ist, sieht man in der Diözese die Berufung als "konkrete Umsetzungen der von Papst Franziskus geforderten Stärkung von Laien und insbesondere Frauen".
Beide Entscheidungen sind sehr außergewöhnliche Sonderfälle. Sie zeigen: Frauen suchen in der Kirche nicht nur nach Räumen, ihre Charismen produktiv einzusetzen. Sie suchen nach Wertschätzung und Bestätigung ihrer Sendung, wie im Fall der Witwenweihe. Gleichzeitig sucht die Kirche nach Kompetenzen in Leitungspositionen – und findet sie eben auch bei Frauen.
Einzelne Gläubige und Diözesen werden hier ihrer Pflicht gerecht, im Sinne des Abschlussdokuments der Weltsynode Partizipation für alle Geschlechter zu ermöglichen. Aber die Ermöglichung von Zuspruch und Teilhabe sind von den Entscheidungen einzelner entscheidungsfreudiger Bischöfe abhängig und nur für zwei sehr eng an die Kirche gebundene und gut vernetzte Frauen möglich.
Es ist höchste Zeit, dass der Vatikan endlich auch seiner Pflicht gegenüber der Weltsynode gerecht wird. Papst Franziskus hatte die Kirche auf Entscheidungen in Übereinstimmung mit deren Abschlussdokument verpflichtet. Jetzt ist es Zeit, im Vatikan dieser Verantwortung nachzukommen und diese Impulse aus der Kirche aufzunehmen: allgemeine Regeln statt lokaler Abhängigkeit, echter Zugang zu Ämtern statt Vermehrung der Sonderfälle.
Die Autorin
Carina Adams ist Redakteurin bei katholisch.de.
Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der Autorin bzw. des Autors wider.