Über das Zusammenspiel von Gott Vater, Sohn und Heiligem Geist

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Pfingsten liegt hinter, der Dreifaltigkeitssonntag liegt vor uns. Die Liturgiewissenschaft spricht von einem "Ideenfest" – dabei geht es nicht um eine Idee, sondern um die Wirklichkeit aller Wirklichkeiten, das Geheimnis Gottes selbst. Wir glauben nicht an eine beziehungslose Monade oder einen metaphysischen Abschlussgedanken, sondern an den dreifaltigen Gott des Lebens, der uns in Jesus Christus sein Antlitz gezeigt hat und uns im Heiligen Geist innerlich nahekommt. Das ist nicht selbstverständlich.
Arius hatte die Göttlichkeit des Sohnes bestritten und das Konzil von Nizäa (325) zu dem Bekenntnis veranlasst, dass Vater und Sohn gleichermaßen in die Wirklichkeit Gottes hineingehören. Wenig später haben die Pneumatomachen die Göttlichkeit des Heiligen Geistes bestritten und das Konzil von Konstantinopel (381) zu dem Bekenntnis verlasst, dass der Geist "Herr ist und lebendig macht" und "mit dem Vater und dem Sohn zugleich angebetet" wird.
Gläubige haben heute oft Schwierigkeiten, an den trinitarischen Gott zu glauben. Dabei beginnen sie ihre Gebete "im Namen des Vaters, des Sohnes und des Hl. Geistes" und bekreuzigen sich mit Weihwasser, wenn sie eine Kirche betreten. Das Glaubensbekenntnis, das sie sprechen, hat einen trinitarischen Bauplan. Das Jubiläum 1.700 Jahre Konzil von Nizäa ist Anlass, in ökumenischer Verbundenheit darüber nachzudenken, was es bedeutet, Gott nicht als weltjenseitiges Mysterium, sondern als Gott in Beziehung zu denken. Wenn Jesus Christus, der Sohn, ein herausragender Mensch, aber nicht Gott wäre, hätte er uns den Vater nicht offenbaren können. Wenn der Heilige Geist nur eine diffuse Energie, nicht aber Gott wäre, könnte er uns mit dem Leben Gottes nicht verbinden. "Gott ist Liebe" (1 Joh 4,8), Gemeinschaft wechselseitigen Andersseins, in der der Andere nicht als Bedrohung, sondern als Bereicherung gesehen wird. Der Schweizer Dichter Kurt Marti hat die göttliche Beziehungswirklichkeit eindrücklich beschrieben: "Gottes Sein blüht gesellig… / als Gemeinschaft, / vibrierend, lebendig, / beziehungsreich… / Kein einsamer Autokrat jedenfalls, /schon gar nicht Götze oder Tyrann! / Eine Beziehungskommune vielmehr, / einer für den andern, / ‚dreifach spielende Minneflut’."
Der Autor
Jan-Heiner Tück ist Professor für Systematische Theologie an der Universität Wien. Außerdem ist er Schriftleiter der Zeitschrift Communio und Initiator der Wiener Poetikdozentur Literatur und Religion. Gerade ist im Herder-Verlag sein Buch über das Konzil von Nizäa erschienen.
Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.