Anwohner wollten Bau verhindern

Erzbistum Warschau und Investoren bauen einen Wolkenkratzer

Veröffentlicht am 07.11.2025 um 11:00 Uhr – Lesedauer: 

Warschau ‐ Seit vielen Jahren wird auf einem Kirchengrundstück in Polens Hauptstadt Warschau ein 170 Meter hohes Hochhaus geplant. Jetzt gab die Stadtverwaltung Grünes Licht. Erwartet das Erzbistum jetzt eine große Menge Geld?

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Die katholische Kirche sowie private Investoren dürfen in Warschau gemeinsam einen 170 Meter hohen Wolkenkratzer errichten. Das polnische Unternehmen BBI Development teilte am Donnerstag mit, die Stadtverwaltung habe ihrem Bauantrag für den "Roma Tower" auf einem Grundstück des Erzbistums Warschau zugestimmt. Die Entscheidung sei zwar noch nicht endgültig, aber man sei der Umsetzung des Projekts einen "wichtigen Schritt" nähergekommen.

Genehmigt wurde demnach ein Wohnhochhaus mit 48 Stockwerken sowie Gewerbe- und Einzelhandelsflächen. Polens katholischer Nachrichtenagentur KAI zufolge sind mehr als 350 Apartments geplant. In der Tiefgarage sollen rund 400 Autos und etwa 450 Fahrräder Platz haben. Warschaus Skyline soll der "Roma Tower" nicht überragen. Zehn Wolkenkratzer der Hauptstadt sind bereits höher als 170 Meter, der höchste samt Antenne 310 Meter. Der Zeitplan für die Errichtung ist noch unklar.

Eine Tochterfirma von BBI Development fungiert als Bauträger auf dem Gelände in der Nähe des Hauptbahnhofs. Bereits seit 2011 plant das Unternehmen zusammen mit dem Erzbistum Warschau den Turm. Anfangs waren nicht hauptsächlich Wohnungen, sondern Büros vorgesehen. Auch der Vatikan musste zustimmen. Papst Franziskus (2013–2025) soll 2022 Grünes Licht gegeben haben, heißt es. Als Ersatz für das bislang auf dem Grundstück stehende Pfarreigebäude wird aktuell anderswo ein neues Pfarrhaus gebaut.

Klage gescheitert

Laut der Tageszeitung "Gazeta Wyborcza" wollten Anwohner den Wolkenkratzer mit dem Argument verhindern, er beeinträchtige den Blick auf die benachbarte, denkmalgeschützte Sankt-Peter-und-Paul-Kirche. Vor einem Verwaltungsgericht seien sie aber vor kurzem gescheitert. Das Kapital für den Hochhausbau sollen offensichtlich die privaten Investoren beisteuern, die Kirche lediglich das Grundstück.

Der genaue Inhalt der Verträge, die BBI Development und die Stiftung "Pro Bonum" des Erzbistums für den "Roma Tower" schlossen, ist aber nicht bekannt. So bleibt auch unklar, wie die Einnahmen aus der Vermietung von rund 60.000 Quadratmetern Nutzfläche aufgeteilt werden. Der Aktienkurs von BBI Development ging am Donnerstag an der Warschauer Börse jedenfalls um knapp neun Prozent nach oben. (KNA)