Zahlreiche christliche Figuren bevölkern die Playmobil-Welt

7,5 Zentimeter Christentum

Veröffentlicht am 12.12.2015 um 00:01 Uhr – Von Janina Mogendorf – Lesedauer: 
7,5 Zentimeter Christentum
Bild: © Playmobil
Spielzeug

Zirndorf ‐ 1974 wurden die ersten Playmobil-Figuren hergestellt, inzwischen bevölkern mehr als zwei Millarden der kleinen Figuren die Erde. Auch christliche Themen finden sich immer wieder in der Spielewelt von Playmobil. Katholisch.de gibt einen Überblick.

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Detailverliebt deckt die Zirndorfer Firma geobra Brandstätter mit Playmobil verschiedenste Bereiche des täglichen Lebens ab, zeigt unterschiedliche Kulturen, historische Szenen und Märchenwelten. Eine große Spielewelt in Miniatur, in die 1994 auch das Christentum Einzug hielt. Als erste Figuren mit religiösem Hintergrund brachte die Firma 1994 einen Bettelmönch und einen weiteren Ordensmann auf den Markt. Sie ergänzten damals die mittelalterliche Ritterwelt von Playmobil.

Sechs Jahre später kam eine Weihnachtskrippe auf den Markt und verteidigt seitdem als unkaputtbare Alternative ihren Platz unterm Familien-Christbaum. "60 Teile - Frau, Mann, Hirte, Engel, Baby", heißt es lapidar in der Produktbeschreibung, aber auch die Anregung, mit dem Spielset die Weihnachtsgeschichte um die Geburt Jesus nachzuspielen ist enthalten. Seither hat sich immer wieder biblisches oder kirchenhistorisches Volk unter die Playmobil-Familie gemischt. 2003 kam die "Arche Noah", die in keinem konfessionellen Kindergarten fehlt. Außerdem zwei Nonnen und ein Kreuzritter.

"Playmobibel" mit Szenen aus der Heiligen Schrift

Nachspielen, veranschaulichen, verständlich machen. Das wollte auch Markus Bomhard, ein evangelischer Pfarrer aus Hessen, als er 2007 mit seiner "Playmo-Bibel" an die Öffentlichkeit ging und dafür zunächst begeisterten Zuspruch erhielt. Der Hersteller schickte Zubehör, die evangelische Kirche in Hessen und Nassau verlieh ihm den Innovationspreis, ja sogar Papst Benedikt XVI. meldete sich aus dem Vatikan zu Wort und wünschte, dass Projekt möge vielen Menschen "auf spielerische Weise einen Zugang zur Heiligen Schrift ermöglichen."

Nikolaus
Bild: ©Playmobil

Auch Engel und Nikolaus wurden bereits als Playmobil-Figuren produziert.

Also baute und bastelte Bomhard an Bibelszenen und zeigte die Ergebnisse im Netz, bis ihm zwei Jahre später eine Unterlassungserklärung der Firma Brandstätter zugestellt wurde. Der Pastor habe das Urheberrecht verletzt, indem er die Figuren veränderte, so die Begründung. In der Tat hatte Bomhard den Playmobilmännchen und -weibchen nicht nur neue Kleider verpasst oder sie im Fall von Adam und Eva hautfarben bemalt. Mit Hilfe eines Föhns hatte er auch die Arme eines Playmobilmannes auseinandergebogen und ihn samt Plastikdornenkrone ans Kreuz gehängt. Zu viel der Kreativität befand das Unternehmen und machte der "Playmo-Bibel" den Garaus.

In der gleichen Zeit kam die erste Playmobil-Kirche auf den Markt. Zunächst in eher dörflicher Anmutung mit Orgel, Wetterhahn, Pfarrer und Brautpaar blieb sie bis 2010 im Sortiment und wurde gut angenommen. Die Neuauflage einer größeren und städtischeren Hochzeitskirche sorgt heute noch für begeisterte Rezensionen. "Das Glocken- und Orgelspiel berührt Kinder wie Erwachsene", heißt es da und: "Die Kirche ist eine echte Bereicherung unserer Playmobil-Welt", aber auch: "Schade, die Kirche ist kaum noch zu kriegen." Warum das Gotteshaus nur noch beim Hersteller, nicht aber im Laden erhältlich ist, lässt Playmobil unbeantwortet.

Während es mittlerweile einen Sankt Martin, die Heiligen Drei Könige und neben dem Weihnachtsmann auch einen Nikolaus im Sortiment gibt, sucht man andere Bischöfe (noch) vergebens. Dabei können sich kirchliche Figuren durchaus zum spontanen Kassenschlager entwickeln. So zum Beispiel der Playmobil-Luther, der zum bevorstehenden 500-jährigen Reformationsjubiläum in limitierter Auflage auf den Markt kam und in kürzester Zeit ausverkauft war.

Bild: ©Playmobil

Die Heiligen Drei Könige als Playmobil-Figuren.

Auch die katholische Kirche hat schon Playmobil-Sondereditionen erhalten. So stellte geobra Brandstätter für das Erzbistum Bamberg zum 1.000-jährigen Jubiläum des Bamberger Doms 16.000 Figuren des "Bamberger Reiters" her. Das Männchen mit der goldenen Krone auf dem weißen Pferd symbolisiert das berühmte Wahrzeichen der Stadt. Im Original misst die Statue mehr als 2,30 Meter und stellt vermutlich den heiligen Stephan von Ungarn dar. Vom Verkaufspreis in Höhe von 5,99 Euro kam ein Euro dem Bamberger Partnerbistum Thiès im Senegal zugute.

Zwei Playmobil-Päpste

Sogar zwei Playmobil-Päpste hat es schon gegeben, wenn auch nicht aus der Produktion des Zirndorfer Unternehmens, sondern als Einzelanfertigung. Figuren von Johannes XXIII. und Martin V. wurden eigens für eine Ausstellung über das Konstanzer Konzil (1414-1418) hergestellt. Das Archäologische Landesmuseum Konstanz hatte in akribischer Kleinarbeit in vier Szenarien wichtige Ereignisse der Konzilszeit nachgebaut. Unter anderem den Sturz des Gegenpapstes Johannes XXIII. auf dem Arlberg und die Krönung des neu gewählten Papstes Martin V. vor dem Münster.

Würden sich alle jemals hergestellten Playmobil-Figuren an den Händen halten, ginge die "Männchen"-Kette mehr als drei Mal um die Erde. Und ein Ende ist nicht in Sicht. In Zirndorf arbeiten achtzig Playmobil-Entwickler an neuen Ideen, die dann auf Malta produziert werden. Welche Themen Playmobilfans im kommenden Jahr erwarten, bleibt allerdings ein Betriebsgeheimnis. Falls die Ideen fehlen: Es gäbe da einen großen Themenpool namens Bibel...

Von Janina Mogendorf