Jüdische Gemeinde in Berlin lädt zu Solidaritätsaktion ein

Aktion gegen Antisemitismus: "Berlin trägt Kippa"

Veröffentlicht am 23.04.2018 um 13:13 Uhr – Lesedauer: 
Antisemitismus

Berlin ‐ Nach dem Angriff auf zwei Kippa tragende Männer soll bei einer Solidaritätsaktion in Berlin ein Zeichen gegen Antisemitismus gesetzt werden. Auch die katholische Kirche beteiligt sich daran.

  • Teilen:

Nach dem gewalttätigen Übergriff auf zwei Kippa tragende Männer im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg ruft die Jüdische Gemeinde der Stadt für diesen Mittwoch zu einer Solidaritätsaktion auf. Unter dem Motto "Berlin trägt Kippa" solle "ein gewichtiges Zeichen gegen Antisemitismus und Intoleranz" gesetzt werde, teilte die Gemeinde mit.

Bei der Veranstaltung vor dem Gemeindehaus in der Fasanenstraße 79/80 im Stadtteil Charlottenburg sollen den Angaben zufolge ab 18 Uhr unter anderem der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Gideon Joffe, und Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) eine Rede halten. Für das Erzbistum Berlin wird laut der Pressestelle Generalvikar Pater Manfred Kollig an der Aktion teilnehmen. Weitere Unterstützer aus dem kirchlichen Raum sind unter anderem die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz und der Direktor des Jesuiten-Flüchtlingsdienstes, Pater Frido Pflüger.

Stichwort: Kippa

Die Kippa ist eine vornehmlich in Ausübung der Religion gebräuchliche Kopfbedeckung männlicher Juden und signalisiert Ehrfurcht vor Gott. Die kleine kreisförmige Mütze aus Stoff oder Leder bedeckt den Hinterkopf; manchmal wird sie mit einer Metallklammer an den Haaren befestigt. Üblich ist das Tragen der Kippa beim Gebet, beim Besuch der Synagoge oder auf jüdischen Friedhöfen; viele Juden tragen sie aber auch im normalen Alltag. In zahlreichen Ländern, darunter auch in Deutschland, gehen Juden wittlerweile wegen antisemitischer Attacken vermehrt dazu über, statt der Kippa eine Baseballmütze oder eine andere Kopfbedeckung zu tragen. (stz)

Bei dem Übergriff in Prenzlauer Berg waren die Kippa tragenden Männer am vergangenen Dienstag von drei arabisch sprechenden Männern antisemitisch beschimpft worden; einer der Täter schlug außerdem mit einem Gürtel auf eines der beiden Opfer ein und versuchte, den Mann mit einer Flasche zu schlagen. Gegen den mutmaßlichen Täter, der sich am Donnerstag der Polizei gestellt hat, wurde inzwischen Haftbefehl erlassen. Es soll sich um einen 19-jährigen palästinensischen Flüchtling aus Syrien handeln.

Der Angriff hatte zahlreiche bestürzte Reaktionen aus Politik und Judentum ausgelöst. "Hier ist erneut eine rote Linie weit überschritten worden", sagte Zentralrats-Präsident Schuster nach der Tat. Er hob hervor, dass Prenzlauer Berg ein bürgerliches Szeneviertel und nicht wie bei einigen bisherigen Vorfällen stark muslimisch geprägt sei. Außenminister Heiko Maas (SPD) erklärte: "Wenn junge Männer bei uns attackiert werden, nur weil sie eine Kippa tragen, ist das unerträglich." Deutschland trage Verantwortung dafür, "uns schützend vor jüdisches Leben zu stellen". Justizministerin Katarina Barley (SPD) bezeichnete den Angriff als "Schande für unser Land". (stz)

HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.