Alt-katholischer Altbischof Joachim Vobbe gestorben
Der frühere Bischof der Alt-Katholischen Kirche in Deutschland, Joachim Vobbe, ist am Mittwoch im Alter von 70 Jahren gestorben. Er starb nach langer Krankheit in seiner Wohnung in Königswinter bei Bonn. Dies teilt das alt-katholische Bistum mit. Vobbe war von 1995 bis 2010 Bischof der Alt-Katholiken in Deutschland.
Zu den Schwerpunkten des Bischofs, der seit 1982 der ökumenisch ausgerichteten Evangelischen Michaelsbruderschaft angehörte, zählten die Ökumene und die Jugendarbeit. Der Patriarch der Rumänisch-Orthodoxen Kirche, Teoctist I., verlieh ihm als Dank für sein ökumenisches Engagement das silberne und später das goldene Patriarchalkreuz für Bischöfe.
In Vobbes Amtszeit fiel die Einführung der Ordination von Frauen im alt-katholischen Bistum. 1996 weihte er die ersten Priesterinnen in Konstanz. 2000 bekannte sich die alt-katholische Kirche in einem Schuldbekenntnis zu ihrer Verantwortung in der Zeit des Nationalsozialismus. Vobbe sagte damals vor der Synode: "Es gab eben nicht nur die Schuld dieses oder jenes Christen, dieses oder jenes Alt-Katholiken, die ganz persönliche Schuld, die die Betroffenen mit sich selbst abmachen müssen oder mussten. Es gab und gibt auch die Schuld der Institution und ihrer offiziellen Vertreter in offizieller Mission!"
Zwei Jahre nach seinem Rücktritt wurde die Bonner Namen-Jesu-Kirche zur Kathedralkirche. Vobbe hatte wesentlich dazu beigetragen, dass die ehemals römisch-katholische Kirche, die sich im Besitz des Landes Nordrhein-Westfalen befindet, vom alt-katholischen Bistum als Kathedrale genutzt werden kann.
In einer ersten Reaktion würdigte sein Nachfolger, Bischof Matthias Ring, Vobbe: "Die geistliche Erneuerung der Kirche sowie die Stärkung der spirituellen Dimension des Alt-Katholizismus gehörten zu seinen Hauptanliegen."
Von Kardinal Höffner zum Priester geweiht
Der 1947 in Bad Honnef geborene Vobbe war zunächst Priester des Erzbistums Köln. 1972 weihte ihn Kardinal Joseph Höffner zum Priester. Nach seiner Kaplanszeit konvertierte er und wurde im alt-katholischen Bistum Pfarrer im südbadischen Blumberg und in Offenbach. Bis zu seiner Wahl zum Bischof durch die Bistumssynode war er Dekan des hessischen Dekanats. 1995 wurde er in Frankfurt durch seinen Vorgänger in der Kirchenleitung, Bischof Sigisbert Kraft, zum Bischof geweiht. Aus Gesundheitsgründen trat er 2010 zurück. Vobbe hinterlässt seine Frau und zwei erwachsene Söhne.
Das Requiem für den verstorbenen Alt-Bischof wird voraussichtlich am 5. August in der Kathedralkirche des Bistums, der Namen-Jesu-Kirche in Bonn, stattfinden.
Die alt-katholische Kirche hat sich aus Protest gegen die Beschlüsse des Ersten Vatikanischen Konzils (1869/70) von der römisch-katholischen Kirche abgespalten. 1889 schlossen sich die alt-katholischen Kirchen in der Utrechter Union zusammen. Heute gehören sieben Kirchen aus West- und Mitteleuropa mit insgesamt 65.000 Mitgliedern diesem Bündnis an. In Deutschland gibt es in gut 100 Gemeinden rund 16.000 Altkatholiken. (fxn)