Angst ist kein Ratgeber
Dialog sei weder reiner Informationsaustausch oder Überzeugungsarbeit, so die Ministerin und stellvertretende NRW-Ministerpräsidentin. Ernsthafter Dialog müsse Verschiedenheit ernst nehmen und anerkennen sowie auf Augenhöhe stattfinden. "Das Andere, das Neue darf einfach sein", erläuterte Löhrmann. Obgleich die Menschen oft Angst vor dem Fremden hätten, dürfte diese Angst kein Ratgeber sein. "Ängste entstehen nicht durch zu viele, sondern zu wenige Begegnungen."
Vorbild Abraham
Im Anschluss wandte sich Löhrmann gegen den oft geäußerten Vorwurf, Religionen seien der Ursprung des Übels zwischen den Kulturen. Zwar gingen Fundamentalisten auf Konfrontationskurs, doch gebe es viele Beispiele, die zeigten, wie Religionen konstruktiv miteinander umgehen. Zugleich mahnte die Grünen-Politikerin an, wachsam gegenüber extremen Positionen zu sein. Vor allem im Internet werde auch in religiösen Dingen mitunter hart übereinander hergefallen und sich wüst beschimpft.
Die Figur des Abraham sei eine gute religiöse Begründung für ein friedliches Auskommen zwischen den großen Religionen, so Löhrmann weiter. "Abraham wird von Christen, Juden und Muslimen anerkannt", sagte Löhrmann. Durch seine vielen Reisen sei er auch eine Art Migrant gewesen. "Eigentlich sind es Menschen wie Abraham, die wir für einen erfolgreichen interreligiösen Dialog brauchen", resümierte die Ministerin in Bad Honnef.
Nach der Einführung des islamischen Religionsunterrichts ist laut Löhrmann die Anerkennung von muslimischen Gruppen und Verbänden als Religionsgemeinschaften der nächste wichtige Schritt. Dies sei Sache der Staatskanzlei in Nordrhein-Westfalen. "Es wird an diesen Fragen gearbeitet", so die Schulministerin.
NRW ist laut Löhrmann auch für viele Menschen mit Migrationshintergrund eine Heimat. "Jeder, der sich an die Verfassung hält, ist gern gesehen." Deutschland als Ganzes werde wie alle europäischen Länder vielfältiger. "Das ist eine Bereicherung und Herausforderung zugleich." (meu)