Auch ein Thema für Katholiken
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, scheut nicht die großen Worte. So sprach er kürzlich von einem "fast revolutionären Ereignis", als er zusammen mit dem Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, das Gemeinsame Wort der beiden Kirchen zum Reformationsgedenken 2017 vorstellte. Dass Katholiken und Protestanten die Erinnerung an den 500. Jahrestag der Reformation in ökumenischer Gemeinschaft feiern wollen, ist in der Tat bemerkenswert und war vor einigen Jahren noch keineswegs sicher - hatten doch die früheren Reformationsjubiläen vor allem der konfessionellen Abgrenzung gedient.
Aber die Einladung der Protestanten, die schon unter den Amtsvorgängern der beiden Vorsitzenden abgesprochen worden war, steht. Dass die katholische Bischofskonferenz in ihrem Sekretariat vor zwei Jahren eine eigene Projektstelle "Ökumene vor dem Reformationsgedenken 2017" einrichtete, war bereits ein Statement. Inzwischen steht fest: Die Katholiken werden sich auf Bundesebene wie in den Bistümern und Gemeinden vielfältig an dem Gedenkjahr beteiligen.
Mit dem bereits erwähnten Gemeinsamen Wort kam ein seit 2012 laufender Prozess zum Abschluss. Geplant war zunächst nur, unter dem Motto "Heilung der Erinnerung" einen gemeinsamen Buß- und Versöhnungsgottesdienst vorzubereiten - der nun am 11. März 2017 in der Hildesheimer Michaeliskirche stattfinden soll. Das "Gemeinsame Wort" stellt darüber hinaus eine knappe, aber gründliche Bestandsaufnahme der beiden Kirchen am Vorabend des Reformationsgedenkens dar und bildet damit die theologische Grundlage dafür, dass 2017 "gemeinsam als Christusfest" gefeiert werden kann.
Ökumenische Pilgerreise als Auftakt
So bildete die Pilgerreise vom 16. bis 22. Oktober ins Heilige Land, an der erstmals katholische Bischöfe und Vertreter des Rates der EKD gemeinsam teilnahmen, den "gemeinsamen Auftakt zu dem zwischen beiden Kirchen verabredeten Christusfest". Sie führte die je neun Delegationsmitglieder an die gemeinsamen christlichen Ursprungsorte.
Die Ökumenekommission der Bischofskonferenz hat für die theologische Auseinandersetzung mit Martin Luther und der Reformation in katholischen und ökumenischen Kreisen bereits im August unter dem Titel "Reformation in ökumenischer Perspektive" eine Textsammlung herausgegeben. Damit nicht genug. Am 9. Februar 2017 planen die beiden Kirchen eine ökumenische Bibeltagung in Stuttgart, bei der die neue katholische Einheitsübersetzung und die revidierte Luther-Übersetzung diskutiert werden sollen. Mit ihr wollen die Kirchen zugleich die "geistlich einzigartige Bedeutung der Heiligen Schrift als Basis aller ökumenischen Verständigung" ins rechte Licht rücken, so Bedford-Strohm.
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Die ökumenische Pilgerreise ins Heilige Land ist beendet. Den Schwung und Optimismus der Woche wollen die Bischöfe mit zurücknehmen - und zwei von ihnen duzen sich jetzt sogar.Eine weitere große gemeinsame Veranstaltung soll es am 16. September 2017 in Bochum geben - als Träger sind dabei neben Bischofskonferenz und EKD auch die beiden großen Laienorganisationen - das Zentralkomitee der deutschen Katholiken und der Deutsche Evangelische Kirchentag - mit im Boot. Bei dem "gesellschaftsdiakonischen Kongress" soll die soziale Verantwortung der Kirchen im Mittelpunkt stehen.
Der wohl wichtigste Beitrag kommt vom Papst
Über diese Einzeltermine hinaus wird noch über die ständige Präsenz der katholischen Kirche bei der "Weltausstellung Reformation" nachgedacht, die vom 20. Mai bis 10. September 2017 in Wittenberg stattfindet. Dafür stehen die katholische Kirche der Lutherstadt und das angrenzende Pfarrheim zur Verfügung. Das Bistum Magdeburg plant darin Ausstellungen und regelmäßige spirituelle Angebote - zur Mitarbeit eingeladen sind auch die anderen deutschen Bistümer. Auch Gremien wie die Katholische Hochschulpastoral, die ihre Herbsttagung dem Reformationsjubiläum widmete, zeigen, dass das Thema bei den Katholiken angekommen ist.
Der wohl wichtigste katholische Beitrag zum Reformationsjahr allerdings wird nicht aus Deutschland kommen, sondern ist Chefsache: Papst Franziskus wird am 31. Oktober im schwedischen Lund zusammen mit dem Lutherischen Weltbund einen Versöhnungsgottesdienst feiern.