Gemeinsam mit Kardinal Oscar Rodriguez Maradiaga stellt der peruanische Priester und Theologe die 20. Generalversammlung von Caritas Internationalis vor.
Der gebürtige Peruaner, der zu den wichtigsten Theologen weltweit zählt, studierte in Belgien und Frankreich, veränderte von Lima aus die Welt. Überall hat er Verehrer, gelegentlich auch Kritiker, bekommt Ehrendoktortitel rund um den Globus. Und doch kehrt er häufig heim in die Armenviertel. Dort ist Gutierrez zu Hause. Seine Stärke ist nicht eine weltweite Vernetzung der Theologie, sondern ihre Verortung in den Menschen der Slums Lateinamerikas.
Wenn in 50 Jahren gefragt wird, wer die katholische Theologie in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts maßgeblich beeinflusste, wird auch der Name des kleingewachsenen Peruaners fallen: Gustavo Gutierrez, Vater der Theologie der Befreiung. Denn er nimmt sich die krasse Not des Volkes zu Herzen.
Namensgeber der Befreiungstheologie
Andere Namen wie die der Gebrüder Boff sind populärer. Doch auch ihre Werke basieren auf dem systematischen Entwurf jenes Vordenkers, der die Verarmung weiter Teile der Bevölkerung Lateinamerikas früh auch theologisch ernst nimmt. 1971 erschien Gutierrez' Buch "Theologie der Befreiung", das der gesamten Bewegung den Namen gab. Es formuliert den Vorrang des konkreten praktischen Lebens vor der theologischen Reflexion, sieht Arme und Unterdrückte als erste Adressaten des Evangeliums.