Ausgezeichnete Männer des Friedens
Die Auszeichnung wird seit 1988 am 1. September, dem Weltfriedenstag, an Menschen und Gruppen verliehen, die sich gegen Ungerechtigkeit und für den Frieden engagieren. Neben den beiden Religionsführern – Nzapalainga ist auch Vorsitzender der zentralafrikanischen Bischofskonferenz, Layama der Präsident der Islamischen Gemeinschaft im Land – wurden auch drei Studenten für ihren Einsatz für Flüchtlinge in der marokkanischen Wüste geehrt.
Regelmäßig verüben in der Zentralafrikanischen Republik bewaffnete Verbände politisch motivierte Angriffe auf Mitglieder der jeweils anderen Religionsgemeinschaft. Dies hat zu einer schwerwiegenden politischen Destabilisierung des Landes geführt. Der Erzbischof und der Imam bemühen sich gemeinsam um ein Klima des Friedens und der gegenseitigen Annäherung der Konfliktparteien. Sie wirken Angst und Abgrenzungsbestrebungen in der Bevölkerung entgegen und erwirken mit Verhandlungsgeschick Freilassungen von Geißeln oder retten Todgeweihte. Auf Reisen in entlegene Gebiete des Landes und durch Projekte wie eine Friedensakademie, bringen Nzapalainga und Layama den Menschen ihre Anliegen nahe.
Würdigungen von deutschen Kirchenvertretern
Die Deutsche Bischofskonferenz begrüßte die Verleihung des Aachener Friedenspreises an ihren langjährigen Kooperationspartner. Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick zeigte sich dankbar, dass nun der Blick auf den rasch in Vergessenheit geratenen, aber noch schwelenden Konfliktherd in Zentralafrika gelenkt werde. Die Ehrung rücke zudem "das Friedenspotential, das den Religionen innewohnt und gerade in diesen Tagen zu leicht übersehen wird, in das Bewusstsein unserer Gesellschaft", so der Vorsitzende der Kommission Weltkirche.
Der Preis sei für die Kirche ein Ansporn, im interreligiösen Dialog nicht nachzulassen, sagte Schick. Die Auszeichnung ist mit jeweils 1.000 Euro dotiert ud soll den Preisträgern eine moralische, solidarische und finanzielle Unterstützung bieten, um sie in ihrem Engagement zu bestärken.
Auch die evangelische Theologin Margot Käßmann, die am Abend die Laudatio hielt, würdigte im Radiosender WDR 5 schon zuvor die Preisträger. Sie alle gingen große persönliche Risiken ein, um sich für andere Menschen einzusetzen, sagte sie. Mit Blick auf Nzapalainga und Layama erklärte Käßmann, als Christin freue sie sich, "dass die beiden sagen: 'Religion darf nicht Konflikte verschärfen, sondern wir werden alles tun, dass Religion Konflikte in Zentralafrika entschärft'".
Deutsche Hilfswerke unterstützen das Projekt
Die beiden in Aachen ansässigen Hilfswerke missio und Misereor würdigten das Engagement der Preisträger. "Angesichts der aktuellen Flüchtlingsdebatte ist die Verleihung des Preises eine wichtige Ermutigung zum Einsatz für die Menschenwürde von Flüchtlingen in unserem Land und weltweit", sagte missio-Präsident Klaus Krämer. Das Internationale Katholische Missionswerk unterstützt die Arbeit von Nzapalainga und Layama aktuell mit rund 117.000 Euro.
In Interviews betonen Nzapalinga und Layama immer wieder, dass die Kämpfe in ihrem Land keine religiösen Ursachen hätten. Vielmehr werde Religion für die Belange der jeweiligen Parteien instrumentalisiert. Im Kern gehe es bei den Auseinandersetzungen um Macht und die Kontrolle über die wertvollen Rohstoffe des Landes, sagten sie der Katholischen Nachrichten-Agentur. Die Zentralafrikanische Republik verfügt über bedeutende Uran-Vorkommen; weitere Exportartikel sind unter anderem Diamanten und Tropenhölzer. (mit Material von KNA)
2. September 2015, 9:30 Uhr: ergänzt um den Vollzug der Preisverleihung und die Aussage von missio