Kardinal Pell sagt, er habe von Ridsdales Taten nichts gewusst

Australien: Priester erneut wegen Missbrauch verurteilt

Veröffentlicht am 31.08.2017 um 13:34 Uhr – Lesedauer: 
Missbrauch

Sydney ‐ Bereits seit 1993 sitzt der australische Priester Gerald Ridsdale im Gefängnis. Nun wurde der ehemalige Mitbewohner von Kardinal George Pell erneut wegen Kindesmissbrauchs verurteilt.

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Ein australisches Gericht hat den katholischen Priester Gerald Ridsdale wegen Kindesmissbrauchs zu weiteren elf Jahren Haft verurteilt. Ridsdale (83) sitzt bereits seit 1993 wegen etlicher Fälle von sexuellem Missbrauch im Gefängnis. Die Richterin eines Bezirksgerichts in Victoria sah es als bewiesen an, dass Ridsdale in zwölf weiteren Fällen Kinder sexuell missbraucht hat, wie australische Medien am Donnerstag berichteten.

Der Fall Ridsdale spielt auch eine Rolle bei den Vertuschungsvorwürfen gegen Kurienkardinal George Pell. Der verurteilte Missbrauchstäter wohnte Anfang der 1970er Jahre im australischen Ballarat mit Pell zusammen, der damals als Priester im gleichnamigen Bistum arbeitete. Beim Prozess 1993 sagte Pell als Zeuge aus, er habe von den Taten seines Mitbewohners und Mitbruders nichts bemerkt. Ein Neffe Ridsales, der von seinem Onkel missbraucht worden war, hatte Pell mehrfach vorgeworfen, ihm Geld für sein Schweigen angeboten zu haben. Pell weist den Vorwurf energisch zurück. Das Bistum Ballarat steht im Zentrum des Missbrauchsskandals der katholischen Kirche in Australien.

Täter gibt der Kirche eine Mitschuld an seinen Verbrechen

Insgesamt stand Ridsdale jetzt fünfmal wegen des Missbrauchs von Kindern vor Gericht. 65 Missbrauchsfälle waren durch Anzeigen der Opfer aktenkundig geworden. Es wird jedoch davon ausgegangen, dass die Zahl der Opfer deutlich höher liegt. Ridsdale selbst hatte der Kirche eine Mitschuld an seinen Taten gegeben. Der Kirche, so Ridsdale, sei sein "Problem" bereits vor seiner Priesterweihe bekannt gewesen.

Ridsdale und seine Anwältin hatten im aktuellen Fall Richterin Irene Lawson gebeten, Ridsdales Chancen auf eine Haftentlassung im Jahr 2019 nicht zu gefährden. Die Richterin zeigte sich davon jedoch unbeeindruckt. "Ihr widerliches Verhaltensmuster wurde bald nach ihrer Ordination sichtbar. Sie haben Kinder für ihre eigene sexuelle Befriedigung missbraucht", zitierten australische Medien sie.

Der sexuelle Missbrauch von Kindern durch Ridsdale war dem damaligen Bischof von Ballarat, Ronald Mulkearns, nach eigenen Aussagen spätestens seit 1975 bekannt. Die Fälle wurden aber vertuscht und Ridsdale mehrfach versetzt. Bischof Mulkearns gestand kurz vor seinem Tod im April 2016 vor der australischen Missbrauchskommission,  von den Missbrauchsfällen überfordert gewesen zu sein. Er sei sich "nicht sicher", ob er damals gewusst habe, dass Kindesmissbrauch eine Straftat war, sagte Mulkearns. (tja/KNA)