Käßmann wünscht sich streitbares Lutherjahr

Autor: Reformationsgedenken langweilt die Menschen

Veröffentlicht am 28.03.2017 um 09:17 Uhr – Lesedauer: 
Reformationsgedenken

Berlin ‐ Was bringt das Reformationsgedenken? Buchautor Erik Flügge findet: Das laufende Gedenkjahr langweilt die Menschen. Bei einer Podiumsdiskussion in Berlin waren aber auch andere Meinungen zu hören.

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Der Buchautor und Werbefachmann Erik Flügge hat den bisherigen Verlauf des Reformationsgedenkens kritisiert. Das Thema langweile die Menschen, zudem wagten die Kirchen 2017 keine pointierten Thesen, sagte der Katholik Flügge am Montagabend bei einer Podiumsdiskussion des Rundfunks Berlin-Brandenburg und der Evangelischen Akademie Berlin.

Der Germanist und Politologe Flügge hatte im letzten Jahr für Aufsehen mit seinem Buch "Der Jargon der Betroffenheit. Wie die Kirche an ihrer Sprache verreckt" gesorgt. Darin wünschte er sich von den Kirchen mehr Mut zum Klartext und kritisierte den oft typischen "Kirchensprech", der sich gerade für Fernstehende im besten Fall befremdlich anhöre.

Bild: ©Squirrel & Nuts

Der Katholik Erik Flügge ist Germanist und Politologe. Er plant Kampagnen und berät Spitzenpolitiker. In einem Buch aus dem Jahr 2016 kritisierte er die Unverständlichkeit der kirchlichen Sprache.

"Für mich könnte das Reformationsjubiläum streitbarer sein", räumte die Lutherbotschafterin des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, ein. Zugleich betonte sie, es gehe nicht um ein "Jahr rückwärtsgewandter Historienspiele", sondern um die Frage, was Christsein heute bedeute.

Kultursenator nimmt öffentliche Förderung in Schutz

Der Präsident des Humanistischen Verbands Deutschland, Frieder Otto Wolf, griff die Förderung des Reformationsgedenkens und der vorausgehenden Lutherdekade durch die öffentliche Hand an. Dies habe "der protestantischen Kirche Gelegenheit gegeben, ihre Version der Reformation zu vermitteln", sagte Wolf.

Berlins Kultursenator Klaus Lederer (Die Linke) dagegen verteidigte die Förderung aus öffentlichen Mitteln. Wer für eine religiös vielfältige Stadt sei, müsse auch Orte fördern, an denen sich das widerspiegele. Wenn Gläubige und Nichtgläubige wie beim Evangelischen Kirchentag Beiträge für die Gestaltung der Gesellschaft erbrächten, sollte der Staat dies auch unterstützen. (rom/KNA)