Bekehrt von Benedikt XVI.
Triegels Taufe fand in der vergangenen Osternacht in der Dresdner Hofkirche statt. Der Künstler war berühmt geworden, da er - damals noch als Atheist - Papst Benedikt offiziell porträtieren durfte. "Sie sind also mein Raffael", soll Benedikt zu ihm gesagt haben. "Journalisten verliebten sich schnell in die Schlagzeile: Atheist malt Papst. Das hatte ich irgendwann satt", so der Maler. "Nun bin ich eben der ostdeutsche Künstler, der in die Kirche eintritt. Auch nicht gerade etwas Alltägliches."
Exerzitien waren entscheidend
Der Weg hin zum Taufe sei für ihn ein weiter Weg gewesen, berichtet Triegel. Lange habe er eine Sehnsucht in sich gespürt, auf ein spektakuläres Erweckungserlebnis gewartet. Dann kam es vergleichsweise banal: "Der Jesuitenpater der katholischen Studentengemeinde hier in Leipzig hat mich gefragt, ob ich an Exerzitien teilnehmen möchte. Da sagte ich spontan Ja." 30 Tage habe er dann intensiv Texte der Bibel studiert und dazu meditiert: "Da hat es mich gepackt. Auch wenn das jetzt pathetisch klingt: Ich habe gemerkt, wie mir der Glaube vom Kopf ins Herz gerutscht ist", berichtet Triegel
Dass er die katholische Kirche wählte, habe auch mit seinem Beruf als Maler zu tun. Schließlich spiele die Sinnlichkeit des Bildes in der katholischen Kirche eine große Rolle: "Mir scheint, die katholische Kirche spricht eher die bildenden Künstler an, die evangelische eher die Musiker. Denken Sie nur daran – die Katholiken hatten die größten Maler, etwa Raffael, die Protestanten den größten Musiker: Bach".
"Nicht perfekt, aber wahrhaftig"
Was er an der katholischen Kirche schätzt, wird auch an einem Erlebnis deutlich, das Triegel im Februar kurz vor dem letzten Konsistorium in Rom hatte. Um den Messablauf zu üben, sei er zum Gottesdienst in eine kleine römische Kirche gegangen. Dort seien nur wenige Besucher gewesen und ein Priester, der erst sehr umständlich mit dem Messbuch hantiert und dann in sehr schlechtem Italienisch daraus vorgelesen habe: "Das alles war so rührend, dass es mich beruhigt hat. Das war die Kirche, die ich suchte: nicht perfekt, aber wahrhaftig". Die große, festliche Messe im Petersdom habe dagegen eher den Künstler als den Christen in ihm angesprochen.
„Ich habe gemerkt, wie mir der Glaube vom Kopf ins Herz gerutscht ist“
Theologisch fühlt sich Triegel nach eigenen Worten dem emeritierten Papst nahe: "Benedikts Schriften waren wichtig, seine Theorie, dass sich Glaube und Vernunft nicht widersprechen müssen. Für mich war das der Knackpunkt."
Auf die Frage, ob er sich vorstellen könne, auch Papst Franziskus zu malen, antwortete der Künstler: "Als Person ist er eindrucksvoll, schon rein künstlerisch finde ich seine Physiognomie interessant. Aber - das soll jetzt nicht despektierlich klingen - als Typ hat mich Benedikt noch mehr berührt." (gho/KNA)