Bentz: Christen in Gaza verlieren dramatisch an Substanz
Der Mainzer Weihbischof Udo Bentz hat zu einem stärkeren Bewusstsein für die Lage der Christen des Nahen Ostens aufgerufen. "Die Solidarität mit den Nahost-Christen darf nicht nur Thema einiger Interessierter sein, sondern muss eine gelebte Solidarität sein", sagte Bentz am Sonntag beim Besuch einer katholischen Gemeinde in Gaza. Bentz nimmt derzeit als Vertreter der Deutschen Bischofskonferenz an einem mehrtägigen internationalen Bischofstreffen im Heiligen Land teil.
Drei Ebenen der Solidarität
Die Solidarität müsse sich auf drei Ebenen vollziehen, so der Bischof. Durch konkrete Unterstützung von Projekten vor Ort, über die Erfahrung des Füreinander-Betens sowie über die "nicht zu unterschätzende erfahrbare Solidarität durch Besuche".
Für die komplexe politische und wirtschaftliche Situation des Gazastreifens gebe es "keine einfachen Antworten", sagte der Geistliche. Wichtiger Faktor für eine Zukunftsfähigkeit insbesondere der jungen Christen sei die Bildung. Es sei bedrückend, von Betroffenen in Gaza zu hören, dass es keine Perspektive für die Gründung einer Familie gebe. Er halte es in doppelter Hinsicht für "dramatisch, dass die Christen hier an Substanz verlieren", so Bentz. Denn der Nahe Osten sei der Ursprung des Christentums und eine friedvolle Zukunft in der Region ohne Christen undenkbar.
Der Pastoralbesuch war Auftakt eines fünftägigen Besuchs der Bischofsgruppe im Heiligen Land. In einem Gottesdienst sagte Erzbischof Stephen Brislin aus Kapstadt in Südafrika, die Visite stehe im Zeichen "der Solidarität mit allen Leidenden im Heiligen Land, das den drei monotheistischen Religionen so wichtig ist". Die Bischöfe kämen aus zahlreichen verschiedenen Staaten, die "alle in ihrer Vergangenheit unter Kriegen, Unterdrückung, Verfolgung, Hass und Diskriminierung" gelitten hätten, so Brislin in seiner Predigt. "Wir kommen nicht nur, weil wir Frieden wünschen, sondern weil wir glauben, dass Frieden möglich ist."
Über die Lage im Gazastreifen berichteten junge Christen im anschließenden Gespräch. Besonders die hohe Arbeitslosigkeit und fehlende Perspektiven trieben sie zur Abwanderung, sagte Rami Tarazi, Mitglied eines christlichen Jugendkomitees. "Jeder junge Christ, der Gaza verlässt, ist eine verpasste Chance für die Gründung einer jungen Familie", so Tarazi. Ohne die christliche Jugend habe auch die christliche Präsenz in Gaza keine Zukunft. Unterstützung für junge Christen sei daher nötig, "bevor es zu spät ist".
Jerusalem, Bethlehem, Emmaus und Gaza
An der bis Donnerstag dauernden Reise beteiligen sich Vertreter von zwölf europäischen und nordamerikanischen Bischofskonferenzen sowie aus Südafrika. Der deutsche Weihbischof Udo Bentz leitet in der Bischofskonferenz die Arbeitsgruppe "Naher und Mittlerer Osten". Auf dem Programm stehen Begegnungen in Jerusalem, Bethlehem, Emmaus und Gaza. (gho/KNA)