Bereichernde Begegnung
Die Armutsbekämpfung, eine bessere globale Gesundheitsversorgung und die friedliche Lösung bewaffneter Konflikte habe Franziskus als die wichtigsten Themen der deutschen Agenda benannt, so die Kanzlerin. Ferner ging es in der Unterredung um Fragen der Menschenrechte und Religionsfreiheit in einigen Teilen der Welt, wie es in der Erklärung des Vatikan hieß.
Merkel erläutert internationale Impfallianz Gavi
Merkel erläuterte dem Papst auch die Arbeit der internationalen Impfallianz Gavi. Das Projekt der Stiftung von Microsoft-Gründer Bill Gates plant die Impfung von 300 Millionen Kindern in Afrika. Deutschland unterstützt Gavi mit 600 Millionen Euro. Weitere Themen der Begegnung am Vormittag waren nach Angaben der Kanzlerin die Gleichberechtigung von Frauen, der Klimawandel und der Konflikt in der Ukraine. Das Gespräch mache der deutschen Seite Mut, "konkret und entschlossen nach Ergebnissen zu suchen und diese dann auch umzusetzen", sagte Merkel und bezeichnete die Begegnung mit Franziskus als "sehr bereichernd".
Als Geschenk hatte die Kanzlerin eine CD-Sammlung mit Werken des protestantischen Komponisten Johann Sebastian Bach (1685-1750) mitgebracht. Außerdem überbrachte sie eine Geldspende der Bundesregierung für syrische Flüchtlinge in Jordanien, die vom Päpstlichen Rat "Cor Unum" betreut werden. Die Höhe des Betrags blieb ungenannt. Dem Papst übergab Merkel auch ein Buch über das Impfprojekt Gavi.
Franziskus bedankte sich auf Deutsch. Er schenkte der Kanzlerin eine Medaille mit dem Bildnis des Heiligen Martin. Diese Medaille verschenke er gerne an Regierungschefs, so der Papst, weil der ausgebreitete Mantel des Heiligen diese an die Schutzfunktion für ihre Völker erinnere. Darauf sagte Merkel: "Wir werden versuchen, unser Bestes zu geben." Zudem überreichte Franziskus der Kanzlerin eine deutsche Ausgabe seines Apostolischen Schreibens "Evangelii gaudium".
Laut Medienberichten soll Merkel den Papst zu einem Deutschlandbesuch eingeladen haben. Die Einladung wurde während der Privataudienz ausgesprochen, meldet die "Welt am Sonntag" in Berlin unter Berufung auf Delegationskreise. Regierungssprecher Steffen Seibert wollte die Einladung weder dementieren noch bestätigen. Zuletzt hatte mit Benedikt XVI. im Jahr 2011 ein Papst Deutschland besucht.
Im Anschluss an die Begegnung mit dem Papst traf die Regierungschefin mit Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin und dem vatikanischen "Außenminister", Erzbischof Paul R. Gallagher, zusammen. Besprochen wurden laut "Radio Vatikan" Themen wie die Reichtumsverteilung in der Welt und die Situation der Kirche in China.
Merkel trifft Annette Schavan
Außerdem traf Merkel ihre Vertraute, Ex-Bildungsministerin Annette Schavan. Diese musste nach Plagiatsvorwürfen 2013 ihren Doktortitel abgeben und ist derzeit deutsche Botschafterin beim Heiligen Stuhl in Rom. Auf Schavans Vorschlag gab es nach dem Treffen mit dem Papst noch einen Empfang mit Vertretern von Kirche, Wissenschaft und Kultur im Haus der katholischen Gemeinschaft Sant'Egidio im römischen Stadtviertel Trastevere. Die Gemeinschaft ist unter anderem für ihre Friedensarbeit in Krisenländern bekannt.
Für Merkel, die während ihres Aufenthalts auch die Vatikanischen Museen besuchte, war es insgesamt die dritte Begegnung mit Papst Franziskus. Im Mai 2013 war sie erstmals von ihm zu einer Privataudienz im Vatikan empfangen worden. Im März 2013 hatte sie an der Messe zu seinem Amtsbeginn auf dem Petersplatz teilgenommen. (bod/dpa/KNA)
21.02.2015, 16.36 Uhr: Ergänzt um Einladung des Papstes nach Deutschland