Erzbistum Berlin und evangelische Landeskirche unterzeichnen Vereinbarung

Berliner Kirchen kooperieren beim Fach Religion

Veröffentlicht am 06.10.2017 um 13:20 Uhr – Lesedauer: 
Schule

Berlin ‐ In Berlin und Brandenburg besuchen nur wenige Schüler den freiwilligen Religionsunterricht. Das sorgt für Probleme. Katholische und evangelische Kirche wollen diese gemeinsam lösen.

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Die beiden großen Kirchen in Berlin und Brandenburg stärken ihre Zusammenarbeit beim Religionsunterricht an staatlichen Schulen. Erzbischof Heiner Koch und der evangelische Landesbischof Markus Dröge unterzeichneten am Freitag in Berlin einen entsprechenden Kooperationsvertrag. Demnach sollen katholische und evangelische Schüler in beiden Bundesländern künftig mehr gemeinsamen Religionsunterricht erhalten.

Die Vereinbarung zwischen beiden Kirchen sieht vor, dass der katholische und der evangelische Religionsunterricht zu einem konfessionell-kooperativen Religionsunterricht weiterentwickelt wird. "Das Neue an diesem gemeinsamen Weg ist, dass evangelischer und katholischer Religionsunterricht nicht nebeneinander stehen, sondern unter besonderen Bedingungen in einem Fach kooperieren, wobei sichergestellt ist, dass die Kernthemen in den Perspektiven beider Konfessionen unterrichtet werden", sagte Erzbischof Koch nach der Vertragsunterzeichnung.

Dröge: Neuer Meilenstein der kirchlichen Kooperation

Landesbischof Dröge bezeichnete die Vereinbarung als "neuen Meilenstein" in der Kooperation beider Kirchen, die Zusammenarbeit sei Ausdruck eines großen Vertrauens. Mit der engeren Kooperation im Fach Religion wolle man "ein Angebot machen, das für möglichst viele Schülerinnen und Schüler attraktiv ist, egal welchen Glaubens, welcher Konfession oder ohne Glaubenshintergrund."

Bild: ©katholisch.de

Erzbischof Heiner Koch im Gespräch mit Schülerinnen einer Grundschule in Berlin.

Die Zusammenarbeit beider Kirchen soll die religiöse Bildung in den Schulen stärken und auch dann einen Religionsunterricht ermöglichen, wenn die erforderlichen Gruppengrößen für einen konfessionellen Unterricht nicht zustande kommen. Ein weiterer Grund für das Abkommen ist der Lehrermangel. Beim konfessionell-kooperativen Unterricht behandeln die Lehrkräfte auch Inhalte der jeweils anderen Glaubensrichtung. Darauf werden sie durch Fortbildungen vorbereitet, die Lehrpläne werden entsprechend ergänzt. Den Weg zu solchen Kooperationen hatten beide Kirchen zuvor offiziell frei gemacht.

Bischöfe beklagen Status des Fachs Religion in Berlin und Brandenburg

In Berlin erhielten im vergangenen Schuljahr von 346.000 Schülern rund 80.000 evangelischen und 24.000 katholischen Unterricht. Er wurde vor allem in den Klassen 1 bis 6 erteilt. In Brandenburg erhielten von 236.000 Schülern 38.000 evangelischen und 4.500 katholischen Unterricht. In beiden Bundesländern ist der Religionsunterricht kein ordentliches Schulfach, sondern freiwilliges Zusatzangebot.

Beide Bischöfe drückten bei der Vertragsunterzeichnung ihr Bedauern über den Status des Religionsunterrichts in Berlin und Brandenburg aus. "Es ist sehr schade, dass Religion hier kein ordentliches Schulfach ist", sagte Koch. Gerade das Fach Religion könne ein Ort der Begegnung sehr unterschiedlich geprägter Schüler sein, Überzeugungen bildeten sich im Dialog mit anderen Überzeugungen. Dröge ergänzte: "Nur wer Religionen versteht, kann auch die Welt verstehen. Das Wissen um die verschiedenen Religionen ist eine wichtige Voraussetzung gegen Radikalisierungstendenzen und für Dialogfähigkeit." (stz)