Bischof bietet im Missbrauchsskandal Rücktritt an
Im chilenischen Missbrauchsskandal hat einer der Bischöfe, denen Vertuschung vorgeworfen wird, einen Rücktritt in Aussicht gestellt. Er werde von seinem Amt zurücktreten, wenn ihn der Papst zum Wohl der Kirche darum bitte, sagte Bischof Tomislav Koljatic aus Linares am Mittwoch (Ortszeit) nach Angaben des Portals "BioBioChile". Zugleich erklärte Koljatic, es seien nie konkrete Vorwürfe gegen ihn erhoben worden noch sei er irgendeines Vergehens angeklagt worden.
Papst Franziskus hatte in der vergangenen Woche einen mehrseitigen Brief an die Chilenische Bischofskonferenz geschrieben. Darin bittet er um Entschuldigung für seine falsche Einschätzung des Missbrauchsskandals in der chilenischen Kirche. Zugleich zitiert er die 32 Bischöfe des Landes in den Vatikan, um mit ihnen den Skandal aufzuarbeiten. Das Treffen ist vom 14. bis zum 17. Mai geplant.
Auch Bischof von San Bernardo zu Rücktritt bereit
Im Zentrum des Missbrauchskandals steht Bischof Juan Barros von Osorno, dem vorgeworfen wird, in den 1980er Jahren als junger Mann Zeuge von Missbrauchshandlungen durch den Priester Fernando Karadima geworden zu sein und dazu geschwiegen zu haben. Barros hat das bisher bestritten. Eines der Opfer, Juan Cruz, hatte Franziskus bereits 2015 einen Brief geschrieben, in dem er die Vorkommnisse schilderte. Gegen mindestens zwei weitere Bischöfe werden Vertuschungsvorwürfe erhoben, darunter auch Koljatic.
Kurz nach Bekanntwerden des Schreibens, dem der Bericht eines päpstlichen Sonderermittlers vorausgegangen war, hatte auch der Bischof von San Bernardo, Juan Ignacio González, einen möglichen Rücktritt in Betracht gezogen. Wenn der Papst ihn oder einen anderen Bischof "zum Wohle der Kirche in Chile" zum Rücktritt auffordere, "werden wir das tun", sagte González. Jedenfalls rechne er nach dem Bericht des Sonderermittlers mit Konsequenzen. González selbst steht allerdings nicht im unmittelbaren Verdacht der Vertuschung.
Bei dem geplanten Treffen des Papstes mit den Bischöfen Chiles soll der gesamte Skandal aufgearbeitet werden. Dabei geht es auch um andere mutmaßliche Täter, um Vertuschung sowie falsche und einseitige Informationen nach Rom. Ende April wird Franziskus zudem mit drei Missbrauchsopfern im Vatikan zusammenkommen. Der Papst hatte seine persönliche Entschuldigung angeboten. (bod/KNA)