Bischof Bode segnet Bären
"Guten Morgen, Herr Bischof!", schallt es Franz-Josef Bode aus rund 800 Kinderkehlen auf der Freilichtbühne des Osnabrücker Zoos entgegen. Die Jungen und Mädchen kommen aus vier katholischen Grundschulen in Osnabrück und Nordhorn. Und sie sind trotz früher Stunde schon mächtig in Fahrt. Die ersten Tiere haben sie schon gesehen, und Kinderliedermacher Reinhard Horn hat mit ihnen gesungen. Später sollen sie noch an einer Zoo-Rallye teilnehmen.
"Tiere in der Bibel" heißt der Aktionstag, der sie dafür sensibilisieren soll, dass Tiere Teil der Schöpfung Gottes sind und dass die Menschen die Verantwortung für diese Schöpfung haben. Organisiert wird die Veranstaltung vom Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken in Paderborn. "Gute Erlebnispädagogik" nennt dessen Generalsekretär Georg Austen die Aktion. Sie könne zudem fächerübergreifend im Unterricht behandelt werden. Es gehe darum, dass Staunen der Kinder über die Natur in Achtung der Schöpfung umzuwandeln.
Bode bringt Umweltschutz auf den kindgerechten Nenner
Doch vor dem Staunen kommt für die Kinder das Sitzen. Bühne und Bänke gleich hinter dem Affenhaus sind für den Gottesdienst umgestaltet. Bischof Bode ist sichtlich erfreut über die lautstarke Begrüßung. Und er nutzt die Aufmerksamkeit der Kinder für seine Botschaft. "Ihr müsst mithelfen, die Schöpfung zu bewahren", ruft er ihnen zu. Die Erde sei ein "riesiges Haus", für das die Menschen die Verantwortung trügen. Er ruft dazu auf, den übermäßigen Fleischkonsum zu überdenken. Auch erinnert er die Kinder daran, dass die Erderwärmung von Menschen gemacht ist. "Wir müssen Freund der Menschen und der Tiere sein", bringt es Bode auf einen kindgerechten Nenner.
Themenseite: Enzyklika "Laudato si"
Am 18. Juni 2015 wurde die Enzyklika "Laudato si" von Papst Franziskus veröffentlicht. Sie beschäftigt sich vorrangig mit ökologischen Fragen. Katholisch.de hat alles Wichtige rund um das Schreiben zusammengestellt.In Lesung und Predigt geht es dann um die biblische Geschichte von Noah und der Arche. Die sei im übrigen auch im Judentum und im Islam überliefert, versichert Bode auch mit Blick auf die Kinder mit nichtchristlicher Religion, die ebenfalls an den katholischen Schulen unterrichtet werden und beim Gottesdienst dabei sind.
Damit holt er die Mädchen und Jungen ab. "Wir haben die Arche Noah schon in der ersten Klasse gehabt", berichtet die neunjährige Mathilde. Sie geht auf die 2012 gegründete Drei-Religionen-Grundschule in Osnabrück, an der Kinder jüdischen, christlichen und muslimischen Glaubens unterrichtet werden. Wie sie findet auch ihre achtjährige Freundin Sophie den Zooausflug toll.
Eine Eisbärenmütze sorgt für die Stimmung
"Das ist mal was Praktisches und da kommt man mal raus", heißt es unisono. Und dann stimmen sie ein in den Schlussgesang "Gott sei Dank für alle Blumen". Noch einmal ganz große Stimmung gibt es, als sich der Bischof am Schluss des Gottesdienstes die Eisbärenkappe eines Jungen ausleiht und aufsetzt. "Ich hatte schon viele Mützen, aber so eine noch nie."
Und dann kommt, worauf alle gewartet haben: Der Bischof segnet die Bären. Die Bären stehen eigentlich stellvertretend für alle Tiere. Aber die beiden hellbraunen Exemplare im Osnabrücker Zoo sind trotzdem etwas ganz Besonderes. Es sind die zu überregionaler Berühmtheit gelangten "Hybridbären" Tips und Taps; entstanden durch die von den Zooverantwortlichen ungewollte Paarung eines Eisbären mit einer Braunbärin. Da sich inzwischen - bedingt durch den Klimawandel - die Lebensräume von Eisbären und Grizzlys immer mehr überschneiden, gibt es die "Cappuccino-Bären" inzwischen auch in freier Wildbahn. Die Osnabrücker Exemplare seien deshalb ein Symbol für den Klima- und Artenschutz, so Bode.
Mit Fisch und Rosinen zum Segen gelockt
Bode hat den größten Aspergill, das liturgische Gerät zum Besprengen mit Weihwasser, mitgebracht, den die Domsakristei bietet. Die etwas trägen, inzwischen je fast 300 Kilogramm schweren Bären-Kolosse im drei Meter tiefer gelegenen Gehege werden mit Fisch und Rosinen angelockt. Mit weit ausholenden Bewegungen besprengt sie der Bischof mit reichlich Weihwasser. Er sagt noch einmal etwas über das "Haus der Schöpfung". Der Rest geht im Gemurmel der Kinder unter, die in einiger Entfernung die Zeremonie verfolgen. Sie scheinen beeindruckt. Die Bären nicht.