Bischöfe appellieren an Verantwortung der Wähler
Nach der ersten Runde der Präsidentschaftswahlen in Frankreich appellieren die katholischen Bischöfe in Frankreich an die Verantwortung der Wähler. Im Zentrum müsse die Frage nach der Zukunft der Gesellschaft und den gemeinsamen Idealen stehen, heißt es in einer am Sonntagabend veröffentlichten Erklärung der Französischen Bischofskonferenz. Dabei sollten religiöse Themen einen Platz haben und die Religion eine Rolle spielen. Weiter schreiben die Bischöfe: "Die Würde unserer Gesellschaft spiegelt sich im Respekt vor ihren schwächsten Mitgliedern wider, von deren Lebensanfang bis zu deren natürlichem Lebensende."
Bei der ersten Runde der Präsidentschaftwahl konnten der unabhängige Mitte-Links Politiker Emmanuel Macron (39) und die Kandidatin des rechtsextremen Front National, Marine Le Pen (48), die meisten Stimmen auf sich vereinigen. Für Macron votierten laut jüngsten Hochrechnungen 23,9 Prozent der Wähler, für Le Pen 21,4 Prozent. Damit ziehen beide Politiker in die Stichwahl um das höchste Amt im französischen Staat. Diese findet am 7. Mai statt.
Linktipp: Kein Kandidat eint Frankreichs Katholiken
Am Sonntag wählen die Franzosen. Nach einem skandalreichen Wahlkampf und dem jüngsten Anschlag von Paris ist der Ausgang offen. Die sonst tendenziell einigen Katholiken sind diesmal gespalten.Die Bischöfe äußerten sich nicht ausdrücklich zu einem der beiden Kandidaten, benannten stattdessen Kriterien für eine "gerechtere und brüderlichere Gesellschaft", in der jeder Einzelne seinen Platz finden könne. So fordern sie mehr Unterstützung für Familien. Mit Blick auf Flüchtlinge und Migranten heißt es: "Wenn einige Länder Millionen Flüchtlinge aufnehmen, wie kann unser Staat vor der Aufgabe zurückweichen, einige zehntausend Betroffene aufzunehmen und zu integrieren?"
Der Wille zur Solidarität dürfe allerdings nicht an den nationalen Grenzen aufhören, betonen die Bischöfe. Hier sei auch die EU gefragt. Sie müsse sich zudem stärker in den Herkunftsländern der Migranten engagieren, um den Menschen dort neue Perspektiven zu bieten. Davon abgesehen gelte es, die europäische Einigung weiter zu unterstützen, ohne dabei die historischen und kulturellen Eigenheiten der jeweiligen Nationen zu ignorieren. (KNA)