Aufruf der Bischofskonferenz zur Seenotrettung auf dem Mittelmeer

Bischöfe: Grenze Europas darf keine Grenze des Todes sein

Veröffentlicht am 26.06.2018 um 12:45 Uhr – Lesedauer: 
Bischofskonferenz

Berlin ‐ Seit Tagen dümpelt das Rettungsschiff "Lifeline" mit über 230 Flüchtlingen an Bord im Mittelmeer. Nun appellieren die deutschen Bischöfe an Europa, die Hilfe nicht zu verweigern - und verweisen auf das Völkerrecht.

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Europa macht die Grenzen dicht: Nachdem Italien und Malta vor rund zwei Wochen dem Rettungsschiff "Aquarius" das Einlaufen in ihre Häfen untersagte, durfte es in Spanien anlegen. Für das von einer deutschen Nichtregierungsorganisation betriebene Schiff "Lifeline" gilt das nicht. Es dümpelt seit Tagen mit über 230 Flüchtlingen an Bord im Mittelmeer. Nun äußern sich der Ständige Rat der Deutschen Bischofskonferenz Anlässlich der Flüchtlingssituation im Mittelmeerraum. Katholisch.de dokumentiert die Stellungnahme im Wortlaut:

"Mehr als 13.000 schutzsuchende Menschen sind seit Anfang 2015 im Mittelmeer ertrunken, mehr als tausend bereits in diesem Jahr. In den vergangenen Wochen und Tagen hat sich die ohnehin prekäre Situation weiter verschärft. Rettungsschiffen wird das Anlegen in europäischen Häfen verweigert. So sollen Bemühungen zur Seenotrettung entmutigt werden, und politische Interessen werden auf Kosten von Menschenleben verfolgt.

Wir erinnern daran, dass die Pflicht zur Rettung von Menschen in Seenot im Völkerrecht verankert ist. Entweder der Staat nimmt sich dieser Aufgabe selbst an oder er muss nichtstaatliche Organisationen handeln lassen und sie unterstützen. Wer beide Wege blockiert, nimmt Leiden und Tod von Flüchtlingen sehenden Auges in Kauf. Dem Trend, so zu handeln, widersprechen wir als Kirche mit Nachdruck. Die grundlegenden Standards der Humanität dürfen niemals zur Disposition gestellt werden. Die Grenze Europas darf keine Grenze des Todes sein.

Die dramatische Situation im Mittelmeer zeigt: Gemeinsame Antworten im Geiste europäischer Solidarität sind notwendiger denn je. Die Staaten im Süden der Europäischen Union dürfen nicht alleingelassen werden. Anstelle nationalstaatlicher Egoismen braucht Europa eine faire Verantwortungsteilung, bei der jeder Staat seinen angemessenen Beitrag leistet." (bod)

UPDATE: "Lifeline" darf in Malta anlegen

Das Rettungsschiff der deutschen Hilfsorganisation Mission Lifeline darf nach tagelangem Warten auf dem Mittelmeer nach Angaben der italienischen Regierung in Malta anlegen. Er habe mit dem maltesischen Premierminister Joseph Muscat telefoniert, erklärte Ministerpräsident Giuseppe Conte am Dienstag: "Das Schiff der NGO Lifeline wird in Malta anlegen." Etwa 230 Migranten und 17 deutsche Besatzungsmitglieder harren seit Donnerstag auf dem Schiff "Lifeline" der Dresdner Organisation im Meer vor Malta aus.

Italien werde einen Teil der an Bord befindlichen Migranten übernehmen, sagte Conte. Und er hoffe, dass andere EU-Länder sich auch dazu bereit erklären werden. Malta hatte zuvor erklärte, es liefen Diskussionen, ob die "Lifeline" in Malta anlegen dürfe - allerdings nur unter der Bedingung, dass die Migranten dann auf EU-Länder verteilt würden. Frankreichs Regierungssprecher hatte am Dienstag gesagt, es zeichne sich eine Lösung ab. Falls das Schiff auf Malta anlege, wäre Frankreich bereit, ein Team zu schicken, um Asylanträge von Migranten an Bord zu bearbeiten. (dpa)