Bischöfe ringen um Umgang mit Priesterseminar
Nach anonymen Vorwürfen angeblicher homosexueller Umtriebe war in Irland eine Debatte um das Priesterseminar St. Patrick's College in Maynooth entbrannt. In der Folge hatte der Erzbischof von Dublin, Diarmuid Martin, entschieden, die drei Seminaristen des Hauptstadtbistums ihre Ausbildung am Päpstlichen Irischen Kolleg in Rom fortsetzen zu lassen. Die "Irish Times" hatte daraufhin alle 26 Diözesanbischöfe Irlands schriftlich befragt, ob sie ihre Priesteramtskandidaten weiterhin dorthin senden werden.
Demnach habe bislang lediglich der Bischof von Waterford und Lismore, Alphonsus Cullinan, entschieden, seine Kandidaten zukünftig ebenfalls nach Rom zu senden. 14 weiter Diözesanbischöfe, darunter der Irische Primas Eamon Martin, Erzbischof von Armagh, wollten die Ausbildung in Maynooth weiterführen. Eine Reihe von Bischöfen war für die Anfrage nicht erreichbar oder hatte bislang nicht darauf reagiert.
Ehemaliger Dozent: Alkoholexzesse und Promiskuität
Unterdessen erhob am Donnerstag ein ehemaliger Hochschullehrer schwere Vorwürfe über die Zustände am Seminar. Der ausgeschiedene Philosophie-Dozent und Journalist Mark Dooley sprach gegenüber der Tageszeitung "Irish Independent" von Trinkgelagen und bedenklichem Sexualverhalten unter den Auszubildenden in seiner Zeit in Maynooth. "Es wurde beinahe von einem erwartet, sich an diese Kultur anzupassen und wenn man stattdessen den Wunsch äußerte, seiner Berufung treu zu sein, bekam man das Gefühl vermittelt, ein Ausgestoßener zu sein", sagte er.
Dooley lehrte Ende der 1990er Jahre als Gastdozent und von 2006 bis 2011 als reguläres Mitglied der Fakultät Philosophie an der angeschlossenen Universität in Maynooth. Im Jahr 2010 sei eine Gruppe von Studenten an ihn herangetreten und habe ihm von den Vorgängen berichtet. Nachdem er die Vorwürfe 2011 in einem Buch publik gemacht hatte, sei ihm die Stelle gekündigt worden und es sei am Seminar "eine Stimmung der Einschüchterung" ausgebrochen. Dooleys Veröffentlichung erregte in Irland bereits damals großes Aufsehen und gilt als wichtiger Schritt der Krisenbewältigung der irischen Kirche in den zurückliegenden Jahren. (kim)