Bischofskonferenz fassungslos wegen Höcke-Rede
Die Deutsche Bischofskonferenz hat die Äußerungen des Thüringer AfD-Vorsitzenden Björn Höcke zum deutschen Holocaust-Gedenken scharf kritisiert. "Mit Fassungslosigkeit habe ich die völlig unsinnigen Äußerungen von Herrn Höcke zum Holocaust-Denkmal in Berlin und zur Erinnerungskultur vernommen", sagte der Vorsitzende der Unterkommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum, Bischof Ulrich Neymeyr, am Mittwoch der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Erfurt. "Das Holocaust-Denkmal ist, christlich gesprochen, ein Mahnmal der Umkehr."
Der Erfurter Bischof erklärte, das Denkmal erinnere "an einen schrecklichen Irrweg, der zur Ermordung von Millionen Menschen, die meisten von ihnen Juden, führte, und es mahnt uns, diesen Weg der Menschenverachtung nie wieder zu beschreiten". Die Erinnerung an die Shoah und die historische Auseinandersetzung mit ihren Ursachen und Folgen "gehören deshalb unverzichtbar zur politischen Kultur Deutschlands", betonte Neymeyr.
Schuster: Äußerungen "völlig inakzeptabel"
Höcke hatte am Dienstagabend bei einer Veranstaltung der AfD-Jugendorganisation "Junge Alternative Dresden" in der sächsischen Landeshauptstadt gesagt: "Wir Deutschen, also unser Volk, sind das einzige Volk der Welt, das sich ein Denkmal der Schande in das Herz seiner Hauptstadt gepflanzt hat." Er kritisierte, dass die deutsche Geschichte "mies und lächerlich gemacht" werde und die Erinnerungskultur "nur noch deutsche Täter" kenne. "Wir brauchen nichts anderes als eine erinnerungspolitische Wende um 180 Grad."
Die Äußerungen hatten breite Kritik hervorgerufen. Auch die AfD-Führung distanzierte sich. Vertreter der Linkspartei stellten Strafanzeige gegen Höcke wegen Volksverhetzung. Der Generalvikar des Bistums Essen, Klaus Pfeffer, erklärte, die Äußerungen "decken mit erschreckender Deutlichkeit auf, wer in unserem Land an die Macht kommen will".
Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, nannte Höckes Äußerungen "völlig inakzeptabel". Damit trete Höcke das Andenken an die sechs Millionen ermordeten Juden mit Füßen und relativiere das schwerste und in diesem Ausmaß einzigartige Menschheitsverbrechen der Geschichte. "Die AfD zeigt mit diesen antisemitischen und in höchstem Maße menschenfeindlichen Worten ihr wahres Gesicht", so Schuster. Dass 70 Jahre nach der Shoah solche Aussagen eines Politikers in Deutschland möglich seien, hätte er nicht zu glauben gewagt." (bod/KNA)