Bistum Würzburg: Ermittlungen gegen früheren Manager
Nach der überraschenden Entlassung eines Immobilien-Managers durch das Bistum Würzburg hat die Diözese nun auch die Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Am Donnerstagnachmittag habe Generalvikar Thomas Keßler den Ermittlungsbehörden die entsprechenden Unterlagen übergeben, hieß es von der Diözese. Anfang der Woche war die Entlassung des langjährigen Geschäftsführers der kirchlichen SBW-Bauträger- und Verwaltungs-GmbH bekannt geworden. Der Mann wurde zugleich als Leiter der Liegenschaftsverwaltung des Bistums entpflichtet. Zugleich war der bisherige Aufsichtsrat der SBW aufgelöst worden.
Diözese sieht "Sachverhalte, die einer Klärung bedürfen"
Die Personalentscheidungen waren in Folge einer Untersuchung der Aufsichtsstrukturen des Unternehmens gefällt worden, hieß es von der Diözese. Demnach ging es dabei neben der Kontrolle der Geschäftsführung auch um Fragen der Transparenz und Compliance, also die Selbstregulierung zur Vermeidung von Gesetzesverstößen. Dabei waren offenbar "Sachverhalte, die einer Klärung bedürfen", zu Tage getreten. Worum es sich dabei handelt, erklärte die Diözese nicht. Man warte derzeit die Ermittlungsergebnisse der Staatsanwaltschaft ab, erklärte Pressesprecher Bernhard Schweßinger auf Anfrage.
Die SBW war im Jahr 1993 als Schwestergesellschaft des bischöflichen Wohnungsbauwerks, dem Würzburg St. Bruno-Werk, gegründet worden. Alleiniger Gesellschafter der GmbH ist der Bischöfliche Stuhl. Hauptaufgaben des Unternehmens sind Architektenleistungen und Bauträgerschaft für kirchliche Körperschaften, auch für das Bistum Würzburg selbst. Neben diesen Aufgaben war der bisherige Geschäftsführer auf Seiten des Bischöflichen Stuhls für die Verwaltung der Liegenschaften zuständig.
"In der Vergangenheit wurden Funktionen bei unterschiedlichen Rechtsträgern durch die gleichen Personen wahrgenommen", hieß es dazu am Donnerstag von der Diözese. "Dies entspricht nicht heutigen Vorstellungen von Compliance und Kontrolle." Mit dieser Feststellung sei jedoch kein Vorwurf an die verantwortlichen Personen verbunden, so die Stellungnahme. Das Ziel sei vielmehr, durch eine personelle Entflechtung schon den Anschein einer Interessenskollision zu vermeiden.
Die Stelle des Geschäftsführers der SBW war umgehend nachbesetzt worden. Zum ebenfalls entlassenen Aufsichtsrat erklärte die Diözese, dass eine "Neuaufstellung dieses Gremiums" geplant sei. Zu den bisherigen Mitgliedern zählte unter anderem der emeritierte Domkapitular Jürgen Lenssen. Gegenüber dem Bayerischen Rundfunk bezeichnete er die Vorgänge rund um die SBW am Dienstag als einen "Treppenwitz". "Diese ganzen Umtriebe haben schon eine längere Geschichte", sagte Lenssen. Zu den weiteren Aufsichtsratsmitgliedern zählte der CSU-Politiker Adolf Bauer. Dieser ist seit 1996 Bürgermeister der Stadt Würzburg. Bauer war zudem von 1979 bis 2010 Finanzdirektor des Bistums Würzburg. Er ist nach wie vor auch Aufsichtsratsvorsitzender im St. Bruno-Werk. (kim)