"Bitte vergesst uns nicht"
"Aleppo war einst das Symbol des Christentums in Syrien. Wenn der Krieg und der islamistische Terror so weiter gehen, werden immer mehr Christen den Nahen Osten verlassen", so Schwester Anne-Francoise, Oberin der Unbeschuhten Karmelitinnen in Aleppo, in einem Bericht an "Kirche in Not". Die Ordensfrau lebt mit fünf weiteren Schwestern in einem Kloster am Stadtrand von Aleppo. Die Meldungen über Zerstörungen und vermeintliche Eroberungen seien widersprüchlich, so Anne-Francoise: "Die einzige Wahrheit ist: Tag für Tag leiden und sterben hier Menschen." Seit Wochen tobten erneut schwere Kämpfe zwischen Regierungs- und Oppositionstruppen um die nordsyrische Stadt.
Die Armee versuche, die Rebellentruppen am Nachrücken zu hindern, berichtet die Karmelitin weiter. "Die Kämpfe sind ganz nah bei uns. Wir hören ständig die Granaten über unseren Köpfen. Gott sei Dank wurden wir bislang noch nicht getroffen." Die Ordensfrauen haben nach eigenen Angaben mehrere Flüchtlingsfamilien im Kloster aufgenommen. Daneben versuchten sie, auch andere Familien zu unterstützen. "Wir haben kein Wasser, keinen Strom und tagtäglich wird gekämpft. Wer hält es unter diesen Umständen aus? Nur die Ärmsten bleiben", sagt die Oberin.
"Wir brauchen eure Gebete"
Auch sie und ihre Mitschwestern lebten in ständiger Angst, aber eine Flucht komme für sie nicht in Frage: "Wir können die Menschen in ihrem unsäglichen Leid nicht allein lassen. Unsere Gegenwart ist wichtig für sie. Wir beziehen Kraft und Mut aus dem Gebet." Ihr Appell an die Christen in aller Welt: "Bitte vergesst uns nicht. Wir brauchen eure Gebete und eure praktische Hilfe."
"Kirche in Not" hat seit Beginn des Krieges im Jahr 2011 nach eigenen Angaben mehr als 13 Millionen Euro für Syrien bereitgestellt. Das Hilfswerk fördert die Verteilung von Lebensmitteln, Kleidung und Medikamenten. Hinzu kommen Wohnhilfen, damit Menschen ihren Alltag bewältigen können. Zudem unterstütze "Kirche in Not" Schulen und Kindergärten, um Kindern und Jugendlichen Bildung auch in Zeiten des Krieges zu ermöglichen. (jml)