Erster Beauftragter der Bundesregierung für jüdisches Leben

Botschafter Klein soll Antisemitismusbeauftragter werden

Veröffentlicht am 10.04.2018 um 13:30 Uhr – Lesedauer: 
Kippa und Davidstern
Bild: © dpa/Godong
Judentum

Berlin ‐ Die Angst von Juden in Deutschland werde immer größer. Und das sei inakzeptabel, sagt Felix Klein. Er soll der erste Beauftragte der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland werden.

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Der erste Beauftragte der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und für den Kampf gegen Antisemitismus soll Felix Klein werden. Wie das zuständige Bundesinnenministerium am späten Montagabend auf Twitter mitteilte, will Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) den Diplomaten dem Kabinett vorschlagen. Die neue Regierung aus Union und SPD tagt von Dienstag bis Mittwoch auf Schloss Meseberg.

Der 1968 in Darmstadt geborene Klein ist derzeit der Sonderbeauftragte des Auswärtigen Amtes für die Beziehungen zu jüdischen Organisationen und Antisemitismusfragen im Rang eines Botschafters. Darüber hinaus beschäftigte der studierte Jurist und Völkerrechtsexperte sich auch mit dem Themenkomplex Antiziganismus. Klein, der siebenbürgisch-sächsische Wurzel hat, bezeichnet sich selbst als Karrierediplomat. Er studierte in Freiburg und London Rechtswissenschaften, bevor er seine Diplomatenkarriere im Auswärtigen Amt in Bonn begann. Später promovierte er in St. Gallen. In seiner Diplomatenlaufbahn war er unter anderem in Kamerun und Mailand stationiert.

Klein: Angst der Juden wird immer größer

In einem Interview hatte Klein vor wenigen Wochen erklärte, dass der neue Beauftragte der Bundesregierung zunächst mit den Ministerien eine konkrete Strategie entwickeln müsse, um die Empfehlungen des Unabhängigen Expertenkreises Antisemitismus möglichst rasch umzusetzen. Die Angst von Juden in Deutschland werde immer größer, und diese Entwicklung sei inakzeptabel.

Der Zentralrat der Juden in Deutschland sieht in der Berufung ein überaus wichtiges Signal. Damit zeige die neue Regierungskoalition, dass sie dem wachsenden Antisemitismus in Deutschland nicht tatenlos zusehen wolle. Klein sei ein Experte, der über die Grenzen Deutschlands hinaus das Vertrauen der jüdischen Gemeinde genieße, sagte Zentralratspräsident Josef Schuster am Dienstag. "Wir sind zuversichtlich, dass Felix Klein beherzt und zugleich klug klare Linien gegen Antisemitismus ziehen wird", so Schuster. "Da zunehmend auch Bundesländer Antisemitismus-Beauftragte berufen, dürfte und sollte er zudem die notwendige Unterstützung für seine Arbeit aus den Ländern erhalten."

Die Zahl der jüdischen Gemeindemitglieder in Deutschland ist unterdessen zum elften Mal in Folge gesunken. Nach der Statistik der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland waren Ende des vergangenen Jahres 97.791 Mitglieder registriert. Im Jahr zuvor waren es 98.594. Die Statistik ist auf der Homepage der Organisation veröffentlicht. Die durch den Zuzug aus der ehemaligen Sowjetunion in den 1990er-Jahren stark gestiegene Mitgliederzahl hatte 2006 ihren Höhepunkt mit 107.794 Mitgliedern erreicht. 1990 lag sie noch bei 29.089. Für den Rückgang hauptsächlich verantwortlich ist den Angaben zufolge der demografische Wandel. Die Statistik bildet jedoch nicht die Gesamtzahl der in Deutschland lebenden Juden ab, weil sich nicht jeder Jude bei einer Gemeinde registriert. (bod/KNA)