Brasilianischer Bischof prangert Ungerechtigkeit an
Leitwort der am Sonntag beginnenden Aktion ist das Bibelzitat "Das Recht ströme wie Wasser". Dabei geht es unter anderem um die Rechte der Menschen auf Wohnung und um Staudammprojekte im Norden Brasiliens. Misereor ist das weltweit größte kirchliche Entwicklungshilfswerk. Zusammen mit Partnern in Afrika, Asien und Lateinamerika will die Entwicklungsorganisation Hilfe zur Selbsthilfe leisten.
Kräutler, der selbst seit Jahren gegen ein Staudammprojekt am Fluss Xingu kämpft, sprach von einer "Strategie der Straßenwalze". Über die Probleme und Interessen der Menschen gehe die brasilianische Regierung einfach hinweg. Die indigenen Völker seien aus ihren vertrauten Räumen gerissen und in Siedlungen aus Fertigbauten umgesiedelt worden: dabei seien soziale und familiäre Bindungen zerstört worden: "Ein Dolchstoß in das Herz einer Kultur." Die Menschen würden nicht als Menschen behandelt, sondern als Objekte, die einer Lösung zugeführt werden müssten, so der aus Österreich stammende 76-Jährige, dessen Rücktritt Papst Franziskus kurz vor Weihnachten angenommen hatte.
Kräutler: Europäische Firmen haben sich nicht erkundigt
Den an den Projekten beteiligten Firmen aus Europa warf der Bischof vor, sich nicht ausreichend über die Bauvorhaben und deren Rechtmäßigkeit informiert zu haben: "Sie haben sich vor Ort nicht sachkundig gemacht." Die brasilianische Regierung versuche zudem derzeit, die Aufmerksamkeit vor allem auf das Zika-Virus zu lenken, so Kräutler mit Blick auf ein Treffen von Kirchenvertretern am Aschermittwoch mit Präsidentin Dilma Rousseff. Dieses fand aus Anlass der Eröffnung der Fastenaktion des Rates der christlichen Kirchen in Brasilien (CONIC) statt, die erstmals gemeinsam mit der Misereor-Aktion startet.
Linktipp: "Wir wollen ein Herz haben"
Am 14. Februar wird im Würzburger Dom die aktuelle Fastenaktion des katholischen Entwicklungshilfswerks Misereor mit einem Gottesdienst eröffnet. Was das Besondere dieses Jahr ist, erläutert der Misereor-Geschäftsführer Pirmin Spiegel im Interview.Der Hauptgeschäftsführer des kirchlichen Hilfswerks, Pirmin Spiegel, erklärte via Videoschalte aus Brasilia, bei dem Empfang der Regierung sei zu den Staudammprojekten kein weiteres Gespräch möglich gewesen. "Es wurde deutlich, dass eine andere politische Entscheidung gefallen ist." Misereor werde jedoch weiter mit den Partnern vor Ort deutlich machen, dass die geplanten Kraftwerke weder nationalem noch internationalem Recht entsprächen. Darauf sei vonseiten der Präsidentin jedoch nicht eingegangen worden.
Eröffnungsmesse am Sonntag im Livestream
Der Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann würdigte das Engagement von Misereor. Das Hilfswerk lege "auch immer wieder den Finger in die Wunden unserer Zeit". Beispielsweise bringe Misereor immer wieder die Ursachen und Folgen des Klimawandels deutlich zur Sprache, unter dem in besonderer Weise die Armen zu leiden hätten. Hofmann wird zusammen mit Kräutler und weiteren Bischöfen am Sonntag die Fastenaktion mit einem Gottesdienst im Würzburger Dom eröffnen. Katholisch.de zeigt den Gottesdienst ab 11 Uhr live im Stream. (KNA)