Caritas-Präsident Peter Neher spricht bei Anhörung im Bundestag

Caritas kritisiert Hartz-IV-Reform

Veröffentlicht am 30.05.2016 um 12:09 Uhr – Lesedauer: 
Soziales

Berlin ‐ Caritas-Präsident Peter Neher kritisiert die geplante Hartz-IV-Reform. Bei einer Anhörung im Bundestag attestierte er den Plänen beträchtliche Mängel. Das Maßnahmenpaket habe aber auch positive Aspekte.

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Eine Rechtsvereinfachung sollte aber zu "deutlichen Verbesserungen für die Empfänger der Hilfeleistungen und der Verwaltung führen", bekräftigte Neher. Das Gesetz zur "Rechtsvereinfachungen bei Hartz IV" soll das Hartz-IV-System unbürokratischer machen. Positiv seien verlängerte Bewilligungszeiträume für Hartz-IV-Leistungen sowie die geplante Förderung für schwer erreichbare Jugendliche, sagte Neher. Auf der anderen Seite seien zahlreiche Verschärfungen im Gesetz enthalten, welche die rechtliche Stellung der Leistungsempfänger schwächten. So sollten Leistungsberechtigte keine Nachzahlungen mehr erhalten, auch wenn juristisch sicher sei, dass das zuständige Jobcenter die Leistungen falsch berechnet habe.

Ebenso sollten ältere Langzeitarbeitslose, die nicht frühzeitig in Rente gehen wollten, bestraft werden. Sie müssten dann neben der ohnehin niedrigen Rente Abschläge hinnehmen. "Für diese Menschen heißt das, dass sie den Rest ihres Lebens auf finanzielle Hilfe vom Staat angewiesen sind ohne jede Hoffnung, dass sich daran noch einmal etwas ändert", klagte Neher.

Diakonie kritisiert Kürzungen beim Regelsatz für Kinder

Die Diakonie sieht besonders den Umgang mit "Trennungskindern" und Alleinerziehenden kritisch. Der Gesetzentwurf sehe eine Kürzung des Regelsatzes für Kinder vor, für die Tage, die das Kind beim anderen Elternteil sei. Der sozialpolitische Vorstand der Diakonie, Maria Loheide, wies die Idee als falsch zurück. "Alleinerziehende und ihre Kinder haben heute schon ein doppelt so hohes Armutsrisiko wie der Durchschnitt der Bevölkerung. Über 90 Prozent der Alleinerziehenden im Grundsicherungsbezug sind Frauen. Es darf daher keine Kürzungen beim Regelsatz der Kinder geben, nur weil sie sich am Wochenende beim Vater aufhalten", bekräftigte Loheide. Der Kinderregelsatz müsse in der Familie bleiben, in der das Kind überwiegend lebe, forderte die Diakonie-Vertreterin. Falls das andere Elternteil ebenfalls Hartz IV erhalte, solle ihm oder ihr ein Mehrbedarf für die Versorgung des Kindes eingeräumt werden. (KNA)

Linktipp: Neue Arbeit statt neuer Armut

Arbeitslosigkeit und sozialer Abstieg können jeden treffen. Umso wichtiger sind Initiativen, die den Betroffenen mit Rat und Tat zur Seite stehen - so wie die unter anderem von der Caritas getragene Einrichtung "Neue Arbeit Lahr". Ein Besuch.