Chile: Bombendrohung gegen den Papst
Wenige Tage vor seiner anstehenden Lateinamerikareise ist Papst Franziskus in Chile bedroht worden. Zwischenfälle an drei Kirchen in der Hauptstadt Santiago sorgten am frühen Freitagmorgen (Ortszeit) für Aufregung. Unbekannte legten laut einem Bericht des chilenischen Radios "BioBio" Feuer am Portal der Kirche Santa Isabel de Hungria im zentral gelegenen Stadtteil Estacion Central und hinterließen eine Bombendrohung gegen den Papst.
"Papst Franziskus, die nächsten Bomben werden in deiner Soutane sein", steht auf Flugblättern, die dort und bei den weiteren attackierten Kirchen gefunden wurden. Die Bekennerschreiben fordern zudem die Befreiung der den Mapuche-Ureinwohnern zugeschriebenen Region Wallmapu. Auch an den beiden anderen Kirchen wurden kleine Sprengsätze gezündet. Bei den Attacken wurde niemand verletzt. Die Kirchengebäude wurden nur leicht beschädigt. Zudem wurde bekannt, dass ein Anschlag gegen eine weitere Kirche in Santiago geplant war. Der Zünder der Bombe funktionierte jedoch nicht, weshalb die Attacke fehlschlug.
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Das Erzbistum Santiago drückte Bedauern über die Anschläge auf die Kirchen aus. Sie "täten sehr weh" und stünden im Gegensatz "zum Geist des Friedens, der den Papstbesuch" umgibt. Die Kirche bat die unbekannten Attentäter, über ihre mangelnde Intoleranz gegenüber der Religion nachzudenken. Die Taten repräsentierten keineswegs die Meinung der "übergroßen Mehrheit der Bevölkerung", so das Erzbistum. Auch die chilenische Präsidentin Michelle Bachelet verurteilte die Anschläge. Die Regierung habe im Vorfeld des Papstbesuchs alle nötigen Sicherheitsvorkehrungen getroffen, so die scheidende Staatschefin. In Chile sei es möglich, gegen den Papstbesuch "angemessen und gewaltlos" zu demonstrieren.
Die Polizei geht von einem anarchistischen Anschlag aus. Anwohner der betroffenen Gotteshäuser gaben an, die Täter hätten in der Sprache der Mapuche-Ureinwohner Parolen skandiert. Bereits mehrmals gab es in den vergangenen Monaten Anschläge vor dem Hintergrund des Mapuche-Konflikts, von denen einige ebenfalls gegen Kirchen gerichtet waren. Die Gruppe "Weichan Auka Mapu" begründete ihre Anschläge in der Vergangenheit damit, dass auch Kirchenvertreter mitverantwortlich für Repressionen gegen ihr Volk seien.
Die Mapuche sind die Ureinwohner im Süden von Chile und Argentinien. Nach der chilenischen Unabhängigkeit 1818 begann in den 1860er Jahren ihre Entrechtung: Einmarsch der Armee, Enteignung, Niedergang der indigenen Tradition und Sprache. Auch eine große Anzahl deutschstämmiger Siedler trug zu dieser Entwicklung bei.
Erst vor einigen Jahren setzte bei den Mapuche eine Rückbesinnung auf die eigene Kultur und Identität ein. Eine kleine Minderheit radikalisierte sich. Die Mapuche zählen zum ärmsten und am wenigsten gebildeten Teil der Bevölkerung. (rom/KNA)
12.1.2018, 17.25 Uhr: ergänzt um Äußerungen des Erzbistums Santiago de Chile und von Präsidentin Bachelet. /rom