Chilenische Bischöfe sind ab Dienstag beim Papst
Ab nächsten Dienstag will Papst Franziskus mit 33 chilenischen Bischöfen drei Tage lang über den Missbrauchsskandal in der Kirche des Landes beraten. Der nachgewiesene jahrzehntelange sexuelle Missbrauch sowie der Missbrauch von Macht und Vertrauen verlange eine gründlichere Aufarbeitung der Ursachen und Folgen, heißt es in einer Mitteilung des Vatikan vom Samstag. Dazu wolle Franziskus mit den Bischöfen einen "synodalen Prozess" beginnen.
Dabei wolle der Papst den Bischöfen zunächst seine Überlegungen zum Untersuchungsbericht seines Sondergesandten Erzbischof Charles Scicluna mitteilen. Scicluna war im Februar in Chile gewesen und hatte fast zwei Wochen lang mit Betroffenen gesprochen. Es sei außerordentlich wichtig, über gute Seelsorger das Vertrauen in die Kirche wieder herzustellen. Dazu müssten die Opfer begleitet und zudem Präventionen gegen Missbrauch erarbeitet werden. An den Beratungen nimmt auch der Leiter der Bischofskongregation, Kardinal Marc Ouellet, teil.
Kardinal Errazuriz bleibt Beratungen fern
Am Donnerstag hatten lateinamerikanische Medien berichtet, dass der chilenische Kardinal Javier Errazuriz nicht an dem Treffen im Vatikan teilnehmen wird. Der 84-Jährige habe den Papst demnach bereits vor rund zwei Wochen persönlich gesprochen, bleibe den neuerlichen Beratungen aber aus persönlichen Gründen fern. Chilenische Missbrauchsopfer werfen Errazuriz vor, er habe die Missbrauchstaten des Priesters Fernando Karadima gedeckt.
Nach der Durchsicht des über 2.000 Seiten umfassenden Berichts von Scicluna hatte Franziskus den chilenischen Bischöfen am 8. April einen Brief geschrieben. Darin gestand er eigene Fehler bei der Einschätzung und dem Umgang mit Missbrauch durch chilenische Geistliche ein. Gleichzeitig zitiert er die Bischöfe des Landes zu einem ausführlichen Treffen nach Rom. Bereits vor zwei Wochen hatte der Papst mehrere Tage lang mit drei Opfern von Missbrauch in der chilenischen Kirche gesprochen. Diese äußerten sich anschließend positiv über die Gespräche mit Franziskus, verlangten aber auch deutliche und wirksame Reaktionen. (kim/KNA)