Christen fliehen nach Anschlägen aus Nordsinai
Nach wiederholten Morden an ägyptischen Christen im Norden der Sinai-Halbinsel fliehen Familien der religiösen Minderheit aus dem Gebiet. In der Stadt Ismailia am Suezkanal seien 200 Menschen aus der Provinzhauptstadt Al-Arisch eingetroffen, berichtete die Internetseite des Staatsfernsehens am Wochenende. Weitere Familien würden erwartet. Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi wies seine Minister am Samstag an, alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um den Geflüchteten zu helfen. Es war die erste öffentliche Reaktion der Regierung zu dem Terrorfeldzug gegen Christen in der ägyptischen Unruheregion.
Im vergangenen Monat starben mindestens sechs Christen bei Anschlägen im Nordsinai. Zu den Taten bekannte sich zunächst keine Gruppe. Allerdings hatte die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS), die einen Ableger in dem Gebiet hat, zuletzt ein Video veröffentlicht, in dem sie Angriffe auf Christen in Ägypten ankündigt. In dem Video soll auch der Selbstmordattentäter zu sehen sein, der im Dezember fast 30 koptische Christen in der Kairoer Kirche Sankt Peter und Paul getötet hatte.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), die am Donnerstag nach Ägypten reist, würdigte am Samstag die Unterstützung der ägyptischen Regierung für die koptischen Christen. Diese hätten "eine sehr gute Situation für die Ausübung ihrer Religion", sagte Merkel. Gerade in einem muslimisch geprägten Land sei das beispielhaft. (dpa)