Menschenrechtler: Keine Hoffnung auf sichere Zukunft im Irak

Christen schrecken vor Rückkehr in den Irak zurück

Veröffentlicht am 13.07.2018 um 11:25 Uhr – Lesedauer: 
Irakische Christen beten in Qaraqush
Bild: © KNA
Irak

Göttingen ‐ Der "Islamische Staat" ist besiegt. Trotzdem schrecken viele christliche Flüchlinge aus dem Irak vor einer Rückkehr in ihr Heimatland zurück. Die Gesellschaft für bedrohte Völker nennt die Gründe.

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Christliche Flüchtlinge aus dem Irak schrecken nach Angaben der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) vor einer Rückkehr in ihr Heimatland zurück. "Der 'Islamische Staat' ist dort zwar zerschlagen, doch viele Christen halten ihr Heimatland wegen der anhaltenden konfessionellen und ethnischen Konflikte unter Schiiten, Sunniten und Kurden für gescheitert und glauben nicht mehr an eine sichere Zukunft", sagte GfbV-Nahostreferent Kamal Sido am Freitag in Göttingen.

Viele christliche Flüchtlinge würden stattdessen nach Europa, Amerika oder Asien streben, weil sie lieber in christlich geprägten Gesellschaften leben wollten als in instabilen und von Bürgerkriegen bedrohten Staaten wie dem Irak, Syrien oder der Türkei, so Sido weiter. Unter irakischen Christen sei die Auffassung weit verbreitet, dass sie in ihrem Heimatland nicht mehr willkommen seien. Die Behörden würden nicht aktiv gegensteuern und keine positiven Zeichen setzen – etwa bei der Vergabe von Posten im öffentlichen Dienst.

Schlechte Sicherheitslage bedroht christliche Präsenz

Als Beispiel nannte Sido die kürzlich von den irakischen Behörden getroffene Entscheidung, den Posten des Präsidenten der Universität in Al-Hamdaniya bei Mossul mit einem muslimischen Wissenschaftler zu besetzen, obwohl es auch einen christlichen Bewerber für das Amt gegeben habe. Viele Hochschulkollegen sowie die christlichen Kirchen in der Region hätten sich für ihn ausgesprochen. Die Entscheidung sei besonders bedauerlich, weil es unter den Präsidenten der öffentlichen Universitäten im Irak derzeit keinen Christen gebe.

In den vergangenen Jahren haben wegen der schlechten Sicherheitslage und der Bedrohung durch die Terrororganisation "Islamischer Staat" Hunderttausende von Christen ihre Heimat im Irak und anderen Ländern des Nahen Ostens verlassen. Inzwischen gilt die Präsenz der Christen in der Region als unmittelbar gefährdet. Zuletzt hatte sich Papst Franziskus Ende Juni besorgt über die Lage der Christen im Nahen Osten geäußert. "Es gibt das Risiko, ich will nicht sagen die Absicht, aber das Risiko, dass die Christen ausgelöscht werden", so das Kirchenoberhaupt bei einem Treffen mit der Vereinigung der Hilfswerke für die katholischen Ostkirchen (ROACO). (stz)

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